Itzehoer Aktien Club

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Alle Monatskommentare aus dem Jahr 2015:

29.12.2015 Rückblick 2015: „Hätte man…“
30.11.2015 Aktien in Theorie und Praxis
30.10.2015 Gruseliges Sparverhalten
29.09.2015 Volksaktie auf Crash-Kurs
31.08.2015 Sommerschlussverkauf
31.07.2015 Börsen-Tai-Chi
30.06.2015 Zeit ist Geld ?
29.05.2015 Dividenden-Regen
28.04.2015 Volk, wach auf !
31.03.2015 DAX „XXL“
26.02.2015 Grexit
30.01.2015 Draghis Droge

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Draghis Droge 30.01.2015

DraghiUps, he did it again - er hat es wieder getan. Und dabei die Dosis noch einmal erhöht. EZB-Chef Mario Draghi kündigte vergangenen Donnerstag an, die Euro-Zone erneut mit Geld zu fluten. Mit viel Geld. Beginnend ab März 2015 und andauernd bis September 2016 sollen die europäischen Notenbanken für 60 Mrd. Euro pro Monat frisches Geld drucken und davon Euro-Staatsanleihen kaufen. Macht insgesamt 1.140 Mrd. Euro. Oder rund 200 Euro pro Monat für jeden der rund 300 Mio. Einwohner der Euro-Zone. Jedenfalls statistisch. Natürlich werden die Milliarden nie beim Bürger ankommen, sondern wie bisher schon in Form neuer Staatsschulden im Finanzsystem hängen bleiben.

Die chronisch überschuldeten Euro-Staaten sind bereits seit Ausbruch der Euro-Krise abhängig von der Geldspritze der Notenbank. Mit ihrer Hilfe häufen sie immer höhere Schulden an, ohne die wirklichen Ursachen der Krise zu lösen. Doch dummerweise lässt sich ein Schuldenproblem, wie es die Euro-Zone hat, nun einmal nicht mit immer neuen Schulden bekämpfen. Ebenso wenig wie sich ein Drogensüchtiger kurieren lässt, indem der Arzt ihm eine immer höhere Dosis verschreibt. Mario Draghi erscheint demnach weniger als Arzt, der die Schuldenkrankheit der Euro-Staaten mit seiner Medizin des billigen Geldes kuriert, denn vielmehr als Dealer, der die Euro-Staaten immer weiter in die Abhängigkeit seiner Geldspritzen treibt. Das böse Ende ist vorprogrammiert.

Das sah offensichtlich auch die Schweizer Notenbank so. Sie zog in letzter Sekunde vor der EZB-Ankündigung die Reißleine und beendete überraschend ihre in 2011 eingeführte Quasi-Anbindung des Schweizer Franken an den Euro. Das bescherte ihr zwar von einer Sekunde auf die andere rund 20% Verlust auf ihre zuvor im Rahmen der Stützungskäufe angehäuften Euro-Bestände. Und doch ist genau das die richtige Medizin: Wenn eine Sache offensichtlich in die falsche Richtung läuft, ist ein Ende mit Schrecken nun einmal besser, als ein Schrecken ohne Ende. Eine Erkenntnis, die die Schweizer Notenbänker dem Herrn Draghi und den anderen "Rettern" der Euro-Zone offensichtlich voraus haben.

Gewinner und Verlierer

Die Zeche für die Euro-Rettung in Form des ungezügelte Gelddruckens der EZB zahlen derweil weiterhin die Sparer in der Euro-Zone. Die Zinsen sind nach der EZB-Ankündigung auf ein neues Rekordtief gesunken. Wer sein Geld für 10 Jahre der Bundesrepublik leiht, erhält gerade noch 0,33% Zinsen. Wer sich angesichts berechtigter Sorgen um die Zukunft der Euro-Zone weniger lang festlegen möchte, muss sogar noch Geld dafür bezahlen, dass er sein sauer Erspartes dem Finanzminister leiht. Bei Laufzeiten bis zu 5 Jahren liegen die Zinsen mittlerweile im Negativ-Bereich. Eine Katastrophe für die Lebensversicherer bzw. deren Kunden mit ihren rund 90 Millionen laufenden Lebensversicherungsverträgen hierzulande.

Eine weitere Folge des ungezügelten Gelddruckens: Gegenüber anderen Währungen verliert der Euro rapide an Kaufkraft. Allein im Januar ging es gegenüber dem US-Dollar rund 7% und gegenüber dem Schweizer Franken rund 13% bergab. Das Ski-Fahren bei den Eidgenossen und der Strand-Urlaub unter der Sonne Floridas werden für Euro-Sparer also deutlich teurer.

Doch wo Schatten ist, ist natürlich auch Licht: Null-Zins und Geldschwemme sorgen dafür, dass die Finanzierungskosten für Unternehmen rapide sinken und die Gewinne entsprechend steigen. Der schwache Euro macht Exportunternehmen wie BMW auf dem Weltmarkt noch konkurrenzfähiger, als sie es ohnehin schon sind, und sorgt für hohe Währungsgewinne auf die in Übersee verkauften Produkte. Angesichts der Ankündigung von Mario Draghi, die Realzinsen noch bis mindestens 2020 im Negativbereich zu belassen, schichten zudem immer mehr Anleger ihr Geld von Zinsanlagen in Aktien um. Drei Prozent Dividende von kerngesunden Unternehmen sind nun einmal nicht nur attraktiver als 0% Zinsen von kränkelnden Banken und überschuldeten Staaten, sondern auch sicherer. Kaum verwunderlich also, dass die Börse von Rekordhoch zu Rekordhoch eilt.

Fazit:

Die neuerliche Ankündigung der EZB, ihre seit Ausbruch der Euro-Krise in 2010 eingeschlagene Politik des ungezügelten Gelddruckens mit erhöhtem Tempo fortzusetzen, bringt sowohl Licht als auch Schatten. Nur, dass sich beides äußerst ungleich verteilt: Während es für Zinsanleger wie Bank- und Lebensversicherungssparer mittlerweile zappenduster ist, scheint für Unternehmen und deren Aktionäre die Sonne. Angesichts der nach wie vor ungelösten Schuldenproblematik in der Euro- Zone und der mit der Notenpresse dagegen ankämpfenden EZB wird sich daran auch in den nächsten Jahren nichts ändern.


Mit besten Grüßen


Ihr


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