Itzehoer Aktien Club

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Alle Monatskommentare aus dem Jahr 2015:

29.12.2015 Rückblick 2015: „Hätte man…“
30.11.2015 Aktien in Theorie und Praxis
30.10.2015 Gruseliges Sparverhalten
29.09.2015 Volksaktie auf Crash-Kurs
31.08.2015 Sommerschlussverkauf
31.07.2015 Börsen-Tai-Chi
30.06.2015 Zeit ist Geld ?
29.05.2015 Dividenden-Regen
28.04.2015 Volk, wach auf !
31.03.2015 DAX „XXL“
26.02.2015 Grexit
30.01.2015 Draghis Droge

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Börsen-Tai-Chi 31.07.2015

Tai-ChiDiese Woche habe ich ein Schnuppertraining im Tai-Chi absolviert. Öfter mal über den Tellerrand schauen und was Neues ausprobieren hält schließlich geistig flexibel. Tai-Chi, auch bekannt als chinesisches Schattenboxen, wird in China millionenfach als Volkssport praktiziert. Die äußerst langsam und bewusst ausgeführten Bewegungen dienen dazu, den Körper elastisch und gesund zu erhalten. Außerdem soll es helfen, zu innerem Gleichgewicht und innerer Ruhe zu finden.

Innere Ruhe können die Chinesen derzeit auch gut gebrauchen. Auf jeden Fall diejenigen, die ihr Geld an der chinesischen Heimat-Börse angelegt haben. Dort geht es nämlich seit Mitte Juni ordentlich zur Sache. Innerhalb von nur 18 Handelstagen verlor der Index 32 Prozent an Wert. Der Crash gipfelte schließlich letzten Montag in einer wahren Verkauf-Panik an deren Ende ein Minus von 8,5% stand - der größte Tagesverlust seit 2007.

Panikartig reagierte auch die chinesische Regierung auf den Kurseinbruch. In den Monaten zuvor hatte sie selbst ordentlich für die Aktienanlage geworben und so Millionen chinesischer Privatanleger zum Aktienkauf motiviert. Da die Chinesen seit jeher eine risikofreudige Mentalität haben, kauften viele von ihnen gar Aktien auf Kredit. Das wiederum hatte die Kurse seit Juni letzten Jahres geradezu explodieren lassen. Aber wie immer an der Börse waren auch dort die meisten Anleger erst spät auf den fahrenden Zug aufgesprungen und mussten dann im Crash mit ansehen, wie ihr sauer Erspartes den Bach runter ging - und das geliehene Geld von der Bank für den Aktienkauf gleich mit.

Um einen weiteren Ausverkauf an der Börse zu verhindern, griff die Regierung in Peking nun zu drastischen Maßnahmen: Börsengänge wurden bis auf Weiteres ausgesetzt und Großaktionären ist es in den kommenden sechs Monaten verboten, ihre Aktien zu verkaufen. Investmentgesellschaften in Staatsbesitz wurden hingegen zum Kauf von Aktien verpflichtet. Gleichzeitig wurde der Handel mit über 50% aller Aktien komplett eingestellt.

Wie es an der chinesischen Börse weitergeht wird sich zeigen. Eines aber ist klar: Wo die eigentliche Funktion der Börse, nämlich die Preisfindung durch freies Angebot und freie Nachfrage, derart von staatlichen Eingriffen manipuliert wird, müssen Anleger auf der Hut sein. Freie Märkte, wie die Börse einer ist, und Planwirtschaft passen nun mal nicht zusammen.

Die Realwirtschaft zeigt sich derweil noch weitgehend unbeeindruckt von den Börsenkapriolen. Das Statistikamt in Peking meldete vor wenigen Tagen, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal bei 7% lag. Wer von der anhaltend hohen Dynamik der chinesischen Wirtschaft profitieren möchte, ist trotzdem gut beraten, einen großen Bogen um die chinesische Börse zu machen. Stattdessen lässt es sich besser indirekt, über westliche Konzerne wie BMW, McDonald's oder Microsoft, an Chinas Wachstum teilhaben. Zwar sind auch bei Aktien aus DAX und DOW Kursschwankungen an der Tagesordnung. Die Ausschläge sind hier jedoch deutlich geringer. Vor allem aber unterliegen die Kurse keiner direkten staatlichen Manipulation in Form von Verkaufverboten und Kursaussetzungen.

Wer sich von den Ereignissen in China nicht abschrecken läßt und trotzdem direkt an der chinesischen Börse investieren möchte, der sollte mal darüber nachdenken, ein Schnuppertraining im Tai-Chi zu absolvieren. Die dort gewonnene innere Ausgeglichenheit und Ruhe wird man angesichts der Kurskapriolen in China-Aktien dringend benötigen.


Mit besten Grüßen


Ihr


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