Itzehoer Aktien Club

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Volksaktie auf Crash-Kurs 29.09.2015

vw-skandalWenn der Begriff Volksaktie fällt, denken die Meisten vermutlich an die Dividendenpapiere der Deutschen Telekom. Deren Börsengang im November 1996 sollte dazu beitragen, breitere Bevölkerungsschichten zu Anteilsinhabern am Produktivkapital zu machen. Bekanntlich ging das nach hinten los. Zwar entwickelte sich die T-Aktie anfangs erfreulich, fiel dann aber ins Bodenlose. Noch heute dürften sich Anleger daher grämend erinnern, wenn sie seinerzeit der Empfehlung von Ex-Tatort-Kommissar Manfred Krug gefolgt sind, und ihr Geld in T-Aktien angelegt haben.

Aus der Erinnerung verschwunden ist hingegen, dass es die erste „Volksaktie“ schon Jahrzehnte vorher gab. Unter dem Slogan „Wohlstand für alle“ kamen am 7. April 1961 die Aktien von Volkswagen unters Volk. Ähnlich wie die T-Aktie der heimischen Aktienkultur eher geschadet hat, schickt sich nun auch die Volksaktie von VW an, uns Deutschen die Aktie als Anlageform endgültig abzugewöhnen. Im Rahmen des jüngst aufgeflogenen Abgasbetruges gingen die VW-Papiere in den freien Fall über. Von ihrem bisherigen Rekordhoch im Frühjahr dieses Jahres bei rund 250 Euro fiel die Aktie auf unter 100 Euro, ein Verlust von über 60% in gerade mal 6 Monaten. Da kann sich jeder glücklich schätzen, der weder die Eine noch die Andere Volksaktie sein Eigen nennt. Aktien sind und bleiben eben etwas für Zocker und Spekulanten.

Doch ist die Aktie wirklich so schlecht, wie es uns das Beispiel der beiden Volksaktien glauben machen will? Oder liegt es eventuell nicht an der Aktie selbst, sondern am Volk, das bei der Geldanlage in Aktien wesentliche Grundregeln ganz einfach nicht beherzigt? Ich behaupte, Letzteres ist der Fall. Schließlich entsteht aller Wohlstand nur durch wirtschaftliches Handeln und damit in der Wirtschaft im weiteren Sinne. Politik kann den Wohlstand umverteilen, schafft ihn aber nicht. Auch Zinsen und Gehälter könnten ohne wirtschaftliche Aktivität nicht gezahlt werden. Ohne Wirtschaft kein Wohlstand. Die Aktie aber ist die direkteste Möglichkeit, sich an der Wirtschaft und dem von ihr produzierten Wohlstand zu beteiligen.

Das Problem daran: Die meisten Anleger beteiligen sich nicht an der Wirtschaft im Ganzen, sondern an Aktien einzelner Unternehmen. Und dabei vergessen sie, was bereits Börsenaltmeister Kostolany in Bezug auf die Geldanlage in Aktien predigte: "Geld ist wie Mist, man muss es streuen." Einzelne Unternehmen können nämlich durchaus Pleite gehen, die Wirtschaft als Ganzes aber kann das nicht. VW-Aktionäre müssen daher um ihr Erspartes bangen. Für sie steht viel auf dem Spiel.

Wer seine Aktienanlage breiter gestreut, sich dabei aber auf heimische Papiere beschränkt hat, muss hoffen, dass die deutsche Wirtschaft durch den VW-Skandal nicht in Sippenhaft genommen wird. Auch er riskiert viel. Wer sein Aktienportfolio zwar über Landesgrenzen hinweg aufgestellt, sich dabei aber auf europäische Unternehmen beschränkt hat, hofft nun, dass die Kettenreaktion des VW-Skandals nicht die gesamte europäische Konjunktur beschädigt. Von einem Wiederaufflammen der Euro-Krise und dem Griechenland-Drama ganz zu schweigen. Selbst hier fehlt es also an Streuung. Nur, wer sein Aktienportfolio global aufstellt und sich über Branchen und Ländergrenzen hinweg an Unternehmen beteiligt, kann behaupten, er würde in die Wirtschaft als Ganzes investieren.

Einzelne Aktien, ob Volksaktie oder nicht, sind schon oft auf Crash-Kurs gegangen und in der Pleite geendet. Die Weltwirtschaft als Grundlage unseres Wohlstandes hingegen kann nicht Pleite machen. Wer beim Börsengang von VW Anfang der 60er Jahre nicht in die Volksaktie, sondern in die Weltwirtschaft gemessen am MSCI Welt-Aktien-Index investiert hätte, der könnte heute angesichts VW-Skandal und Griechen-Drama nicht nur ruhig schlafen, er hätte sein Geld seither auch noch mehr als verdreißigfacht. Aus umgerechnet 10.000 Euro wurden also bis heute bei rund 8% Rendite weit über 300.000 Euro - allen zwischenzeitlichen Unternehmenspleiten zum Trotz.


Mit besten Grüßen


Ihr


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