Itzehoer Aktien Club

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Gruseliges Sparverhalten 30.10.2015

weltspartagHeute ist Weltspartag! Seit 1925 erinnert uns dieser Tag daran, dass Sparen eine Tugend ist und der sicherste Weg in die finanzielle Unabhängigkeit. Am Weltspartag lernen das bereits die Kinder, wenn sie ihr Sparschwein gemeinsam mit den Eltern brav zur Bank tragen und dafür von letzterer mit einem kleinen Geschenk belohnt werden. Früh übt sich, was ein guter Sparer werden will.

Angesichts des anhaltenden Null-Zins-Umfeldes dürfte vielen Sparern derzeit allerdings die Freude am Sparen vergehen – eher kommt einem da schon das Gruseln. Vielleicht sollte man den Weltspartag zukünftig einen Tag nach hinten verschieben, dann fiele er passenderweise zusammen mit Halloween. 

Aktuelle Umfragen bestätigen: Rund 70% der deutschen Zinssparer sind mit den Erträgen ihres Geldes unzufrieden – und das zum Großteil schon seit längerem. Zwei Drittel glauben zudem, dass die Nullzinsphase noch mindestens drei Jahre anhält. Trotzdem können sich gerade mal zwei Prozent vorstellen, ihr Anlageverhalten zu ändern und Aktien zu kaufen.

Dabei steht es um die Zufriedenheit von Aktionären deutlich besser: von ihnen sind aktuell 70% zufrieden oder sehr zufrieden mit den Erträgen ihrer Geldanlage. Doch der Wechsel vom Lager der unzufriedenen Zinssparer ins Lager der zufriedenen Aktionäre scheint eine schwer zu überwindende psychologische Hürde darzustellen.

 

Gen-Code der Geldanlage

Zu diesem Ergebnis kommt auch eine wissenschaftliche Studie unter Leitung von Rolf von Lüde, Professor für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Hamburg. "Der 'genetische Code' der Geldanlage ist das Ergebnis langjähriger kultureller und familiärer Sozialisation und somit tief in jeder Person verankert“. Er wird von einer Generation an die Nächste weitergegeben. So kommt es, dass wir im Jahr 2015 unsere Finanzen immer noch mit Überzeugungen aus der Nachkriegszeit planen.

Das wird mit der Zeit zum Problem: Mag es im zerbombten Nachkriegsdeutschland noch sinnvoll gewesen sein, die ersten Ersparnisse jederzeit verfügbar und ohne übermäßiges Risiko auf dem Sparbuch anzusammeln, hat sich die Situation mittlerweile geändert. Für die meisten Sparer geht es nicht mehr nur allein um die Anlage einer eisernen Notreserve, sondern darum, über die Jahre gebildete Ersparnisse so anzulegen, dass der eigene finanzielle Wohlstand auch langfristig gesichert ist.

Mit Zinsanlagen ist das heutzutage nicht mehr möglich. Während Zinssparer seit 2009 kaum noch Erträge auf ihr Erspartes erhalten, brachten es Aktien trotz Euro- und Finanzkrise in den letzten 10 Jahren auf rund 8% Rendite. Schon 7% jährlich würden reichen, damit sich das Vermögen in 10 Jahren verdoppelt, in 20 Jahren vervierfacht, in 30 Jahren verachtfacht. Zinssparer hingegen treten im andauernden Null-Zins-Umfeld nicht nur auf der Stelle, sie werden angesichts der schleichend an ihrem Vermögen nagenden Inflation sogar Jahr für Jahr ärmer.

 

Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter

Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich hierzulande in rekordverdächtigem Tempo weiter öffnet. Wer es nicht schafft umzudenken, weil der genetische Code der Geldanlage zu tief in ihm selbst verwurzelt ist, wird nur schwer verhindern können, beim Vermögenszuwachs zukünftig weiter abgehängt zu werden.

Doch es geht eben nicht nur um die eigene finanzielle Zukunft. Wer als Eltern- oder Großelternteil davon überzeugt ist, dass Aktien Teufelszeug und die "sichere" Zinsanlage die einzig wahre Sparform ist, wird diesen genetischen Code an die eigenen Nachkommen vererben - und damit deren finanzielles Schicksal wesentlich beeinflussen.

Überlegen Sie darum angesichts des heutigen Weltspartages einmal, ob es wirklich Sinn macht, Kinder und Enkelkinder an die Hand zu nehmen, um gemeinsam bei der Bank die Ersparnisse auf einem Sparbuch einzuzahlen. Warum nicht alternativ die Kleinen frühzeitig an die Aktie heranführen? Über einen weltweit gestreuten Aktienfonds lässt sich das bequem schon mit kleinen Beträgen umsetzen. Und genügend Zeit, um die kurzfristigen Kursschwankungen an der Börse auszusitzen, haben junge Menschen allemal.

Übrigens: Heute vor 65 Jahren wurde mit dem "Fonds für deutsche Aktien" der erste deutsche Aktienfonds aufgelegt. Hätte man einem Neugeborenen 1950 einen Fondsanteil über umgerechnet 100 Euro in die Wiege gelegt, hätte der angehende Ruheständler heute ein zusätzliches Rentenpolster von 65.000 Euro. So macht das Sparen dann auch wieder Spaß.


Mit besten Grüßen


Ihr


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