Itzehoer Aktien Club

Itzehoer Aktien Club

Alle Monatskommentare aus dem Jahr 2016:

29.12.2016 Bleigießen
30.11.2016 Trump-Jump
29.10.2016 Schlau, schlauer, Schweizer
30.09.2016 Grünes Geld ?
30.08.2016 150 Jahre Nestlé
29.07.2016 Stop-Loss
28.06.2016 „Yes“ zum Brexit
31.05.2016 Crash-Prognosen
28.04.2016 ETF
31.03.2016 Helikopter-Geld
29.02.2016 Aktien im Zwang
29.01.2016 Historischer Fehlstart

Jahresauswahlfilter deaktivieren

Historischer Fehlstart 29.01.2016

China und der ÖlpreisSchwacher Börsenstart: Allein in den ersten fünf Handelstagen des neuen Jahres verlor der Dow Jones Index über 5% und damit mehr als je zuvor in seiner über 130-Jährigen Geschichte. Doch nicht nur die US-Börse legte einen veritablen Fehlstart ins Börsenjahr 2016 hin, auch global ging es gleich zu Beginn des Jahres bergab: Die Weltmärkte verzeichneten bis Mitte Januar den schlechtesten Jahresauftakt ihrer Geschichte. Ebenso der DAX. Als Begründung dafür mussten Konjunktursorgen in China sowie der weiter fallende Ölpreis herhalten. Doch taugen diese beiden Gründe wirklich, um in tiefen Pessimismus zu verfallen?

Thema China:

Zwar hat das Riesenreich in den vergangenen Jahrzehnten seine Bedeutung für die Weltwirtschaft ständig vergrößert, für die Börse aber spielt China trotzdem nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle. Der Anteil chinesischer Aktien an der globalen Börsenkapitalisierung beträgt gerade mal 1%. Unmittelbare Ansteckungseffekte für die Weltbörsen durch den Börsencrash in China aufgrund drohender Abschreibungen westlicher Konzerne auf Beteiligungen an chinesischen Aktien bestehen also kaum. Von größerer Bedeutung ist da schon die realwirtschaftliche Seite. Immerhin trägt die chinesische Wirtschaft mittlerweile rund 18% zum globalen Bruttoinlandsprodukt bei. Allerdings ist der chinesische Beitrag zum Weltwirtschaftswachstum trotz der Wachstumsabkühlung von über 7% in den Vorjahren auf vorläufig nur noch 6,9% in 2015 immer noch äußerst positiv. Von derartigen Wachstumszahlen können andere Länder nur träumen.

Als besonders betroffen von der chinesischen Konjunkturabkühlung gilt dabei Deutschland aufgrund seiner hohen Exportquote. Tatsächlich aber belegt China in der Liste der deutschen Handelspartner nur den 4. Platz - hinter Frankreich, USA und England. Deutschland exportiert in etwa ebenso viel Waren ins Riesenreich China wie in seinen kleinen Nachbarn Holland. Für eine Panik vor möglichen konjunkturellen Ansteckungseffekten von China auf Deutschland scheint es also auch hier keinen rationalen Grund zu geben.

Thema Ölpreis:

Die aktuelle Irrationalität der Börsianer wird auch an der Beurteilung des Ölpreises deutlich. Als der Preis des schwarzen Goldes vor einigen Jahren explodierte und Richtung 150 USD pro Barrel stieg, drückte das gewaltig auf die Stimmung der Börsianer. Schließlich, so die damalige Argumentation, wirke der hohe Ölpreis als eine Art Steuer, die Konsumenten und Unternehmen viele Milliarden aus der Tasche zieht und so die Konjunktur der ölabhängigen Industrienationen abwürge. Folgt man dieser Logik, müssten die Börsianer beim aktuellen Ölpreis von nur noch 30 USD pro Barrel geradezu euphorisch sein. Sind sie aber nicht. Stattdessen interpretieren sie den niedrigen Ölpreis jetzt als negativen Konjunkturindikator frei nach dem Motto: Wenn der Ölpreis so stark fällt scheint die Öl-Nachfrage einzubrechen, es wird also weniger Energie verbraucht, die Wirtschaft schrumpft. Fakt jedoch ist: Der Ölverbrauch ist weiter gestiegen. Nur steht dank hoher Investitionen in die Ölförderung in den Vorjahren derzeit immer mehr Öl zur Verfügung. Das führt zum Preisrückgang. Mit äußerst positiven Folgen. Außer für Öl exportierende Staaten wie Norwegen, Saudi Arabien oder Venezuela oder für die großen Ölmultis. Diese müssen den Gürtel nun enger schnallen. Alle anderen aber, insbesondere die Konsumenten der Industriestaaten und alle Unternehmen außerhalb des Ölsektors, stehen klar auf der Gewinnerseite. Sie sparen Energiekosten und haben mehr Geld für Konsum oder Investitionen zur Verfügung. Die Umverteilung von Ölproduzenten zu Ölverbrauchern beträgt geschätzt rund 1,3 Billionen USD - ein riesiges globales Konjunkturpaket. Grund für Börsen-Pessimismus? Wohl kaum !

Doch wenn die Welt gar nicht so düster aussieht, wie viele Börsianer derzeit zu glauben scheinen, warum kam es dann an der Börse zu einem solchen historischen Fehlstart ? Nun, es handelt sich dabei eben nur um eine Statistik. Ein Kursrückgang von 5%, wie wir ihn Anfang Januar erlebt haben, ist an der Börse viel mehr Normalität, als ein historisches Ereignis. In den letzten 100 Jahren kam es an der Börse über 300 Mal zu einem solchen Rückgang - nur bisher eben nicht innerhalb der ersten vierzehn Tage eines Jahres. Aber was heißt das schon ?


Mit besten Grüßen


Ihr


Bewerten Sie den Artikel:

 
0
 
0

Newsletter-Banner

Das könnte Sie auch interessieren:

Investieren wie Bill Gates & Co. Monats-Kommentar 28.03.2024

Investieren wie Bill Gates & Co.Es ist eine Binse: Langfristig wird die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer. Doch anstatt dem Ruf deutscher Neidkultur alle Ehre zu erweisen und diesen Umstand reflexartig als ungerecht zu verurteilen, könnte man die Sache ja auch mal amerikanisch-positiv angehen: „Jemand ist finanziell erfolgreich? Great! Was muss ich tun, um es auch zu sein“? mehr ...

McDonald's mit neuem Kassenschlager? Firmen-News 12.03.2024

McDonald's mit neuem Kassenschlager?McDonald's erweitert sein Sortiment. Wollen Sie mal raten, um was es sich handeln könnte? Nun, drei Dinge zur Auswahl: individuell zusammengestellte Burger per App, einen High-Protein-Shake nahezu kalorienfrei oder ein neues Pommes-Parfüm. Richtig, es ist das Pommes-Parfüm und nein, es ist kein Scherz zum 01. April. McDonald's Japan hat die Einführung einer neuen Parfümlinie angekündigt,... mehr ...

Depotbericht 03/2024 - Wert oder Wachstum? IAC-Aktuell 07.03.2024

Wert oder Wachstum?sStellen Sie sich mal vor, Sie hätten 100.000 Euro zur Verfügung und müssten sich zwischen zwei Investitionsmöglichkeiten entscheiden: Investition in Firma A würde Ihnen 2024 einen Anteil am Firmengewinn von rund 3.500 Euro bescheren, Investition in Firma B einen anteiligen Firmengewinn von rund 15.000 Euro. Auf Ihre Investition von 100.000 Euro macht das 2024... zum Depotbericht

Höhenangst an der Börse Monats-Kommentar 28.02.2024

Höhenangst an der BörseDerzeit macht sich unter Aktionären ein Gefühl der Höhenangst breit. Während im normalen Leben rund jeder Dritte unter ihr leidet, treten die Symptome unter Börsianern nur temporär auf. Meist, wenn die Börse wie aktuell neue Allzeithochs erreicht. Ähnlich einem Bergsteiger sorgt sich dann manch ein Aktionär vor der neuen als schwindelerregend empfundenen... mehr ...

Buffett mit Botschaft Firmen-News 26.02.2024

Buffett mit BotschaftAm Wochenende hat Warren Buffett (Bild) seinen alljährlichen Investorenbrief veröffentlicht - mit guten und ernüchternden Erkenntnissen. Fangen wir bei letzteren an: Buffett sieht im aktuellen Marktumfeld „keine Chance auf eine atemberaubende Leistung“ für seine Investmentholding Berkshire Hathaway. Buffett beschreibt damit ein Dilemma, mit dem er es seit fast einem Jahrzehnt... mehr ...