Helikopter-Geld 31.03.2016
EZB-Chef Mario Draghi hat erneut die Bazooka, zu Deutsch „Panzerfaust“, abgefeuert. Gemeint ist damit ein geldpolitisches Maßnahmenpaket, das die Notenbank im Januar 2015 erstmals zum Einsatz brachte: Die Abschaffung des Zinses, wie wir ihn seit Generationen kannten, und zusätzlich das Drucken von monatlich 60 Mrd. Euro aus der EZB-Notenpresse. Ich berichtete im Januar 2015 an dieser Stelle.
Die Idee dahinter: Das viele billige Geld soll über die Banken in den Wirtschaftskreislauf gelangen und so die stagnierende Konjunktur der Euro-Zone in Gang bringen. So könnte man aus der seit 2009 grassierenden Euro-Schulden-Krise quasi "herauswachsen". Gelingt das nicht, droht vielen europäischen Staaten und Banken über kurz oder lang die Pleite - und den Bürgern und Bankkunden in der Folge der Verlust ihrer Lebensersparnisse. Das will natürlich niemand. Schon gar nicht wir Deutschen, weil wir genau das 1924 und 1948 schon zweimal erlebt haben.
Dummerweise ist die Wirkung der ersten Bazooka aus 2015 mittlerweile verpufft. Konjunktur und Inflation zogen nur kurz an, haben sich aber mittlerweile wieder der Null-Linie angenähert. Auch Draghi hat das erkannt und sah sich darum Anfang März gezwungen, einen zweiten Schuss aus seiner geldpolitischen Panzerfaust abzufeuern: Statt wie bisher 60 Mrd. Euro pro Monat will die EZB nun 80 Mrd. Euro drucken. Der bereits zuvor unter die Null-Linie abgesunkene Einlagenzinssatz wurde zudem weiter von -0,3 % auf -0,4 % gesenkt. Sparen wird also noch mehr bestraft, Schuldenmachen noch mehr belohnt.
Zweite Basooka wirkungslos ?
Die zweite Bazooka zeigt nun schon von Beginn an kaum noch Wirkung. Reagierte die Börse im Vorjahr noch mit einem kurzen Strohfeuer von +20% im DAX auf die EZB-Maßnahmen, hatte sie dieses Mal kaum mehr als ein müdes Lächeln dafür übrig. Draghi bleibt damit unter Zugzwang und legte dann auch prompt nach mit der Androhung von „Helikopter-Geld“. Dahinter verbirgt sich die Idee, das frisch gedruckte Notenbank-Geld direkt ans Volk zu verteilen, anstatt den Umweg über die Banken zu wählen. Die wollen das viele billige Geld der EZB nämlich partout nicht weiter verleihen und machen Draghi so einen Strich durch sein Konjunkturprogramm. Bildhaft gesprochen wirft die Notenbank beim „Helikopter-Geld“ also kurzerhand frisch gedrucktes Geld mit dem Hubschrauber direkt über den Menschen ab. Diese sammeln es dankend auf und gönnen sich etwas dafür. Die Konjunktur bekommt Rückenwind. Die Preise steigen. Die Wirtschaft wächst aus den Schulden heraus.
Hört sich in der Theorie gut an. Dass sich eine Schuldenkrise mit billigem Geld und immer mehr Schulden lösen lässt, ist in der Praxis allerdings in etwa so realistisch, wie anzunehmen, ein Drogenabhängiger ließe sich durch eine ständige Erhöhung der Drogendosis heilen. Das Gegenteil ist der Fall: Das Problem lässt sich so zwar hinausschieben, wird dadurch aber ständig größer. Klamme Staaten häufen immer höhere Schuldenberge an, Immobilienpreise laufen heißer und heißer, Lebensversicherungen, Bausparkassen und selbst schon die Sparkassen ächzen unter der Nullzinspolitik und werden zunehmend instabiler.
Fazit:
Als Anleger sollten Sie sich dieser geldpolitischen Großwetterlage bewusst sein: Draghi hat seinen Pilotenhelm bereits aufgesetzt. Das Rattern der Rotorblätter ist schon zu hören. Wenn Sie demnächst einen Hubschrauber am Himmel sehen, schauen Sie genau hin. Vielleicht wirft er ja Geld über Ihrem Kopf ab. Dann sammeln Sie möglichst viel davon ein, aber horten Sie es nicht. Wenn man, wie derzeit die EZB, von einer Sache so viel schafft, wie Sand in der Wüste, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es auch den gleichen Wert annimmt. Oder wie schon der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire (1694-1778) es formulierte: „Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – und der beträgt Null“.