Itzehoer Aktien Club

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Alle Monatskommentare aus dem Jahr 2005:

29.12.2005 Der Hätte-Mann
27.11.2005 Börsenprognose 2006
25.10.2005 Modetrend BRIC
27.09.2005 Aktuelle Börsen-Verfassung
29.08.2005 Öl-Spekulation
27.07.2005 Stop-Loss: Reiseversicherung für Ihr Depot ?
17.06.2005 Überholspur
30.05.2005 Gewinnmitnahme ?
28.04.2005 Sell in May...
29.03.2005 Hedgefonds pleite
12.02.2005 Raus aus Renten !
27.01.2005 Drei gute Jahre...

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Raus aus Renten ! 12.02.2005

Am Aktienmarkt haben wir gerade erst das Platzen der größten Blase seit 70 Jahren hinter uns. Von vielen unbemerkt hat sich aber schon wieder eine neue Blase gebildet. Diesmal jedoch nicht am Aktienmarkt, sondern am Renten- bzw. Anleihenmarkt. Erst vor wenigen Tagen verzeichnete die Rendite von Bundesanleihen ein neues Rekordtief: 10-jährige Anleihen werfen gerade noch einmal 3,4 % ab und selbst wer bereit ist, sein Geld für 30 Jahre an den Staat zu verleihen, muss sich mit mageren 3,9 % zufrieden geben. Kurzum: Noch nie waren die Zinsen so niedrig wie heute und damit die Anleihenkurse so teuer wie heute. Anstatt sich jedoch angesichts historisch niedriger Renditen und Rekordkurse konsequent aus Anleihen zu verabschieden, stehen Anleihen und Rentenfonds in der Gunst der Anleger hoch.

Warum verkaufen? Anleihen brachten doch gute Erträge!
Ähnlich wie auch zu Boomzeiten am Neuen Markt, wächst das Sicherheitsgefühl und die Überzeugung auch zukünftig guter Erträge am Anleihenmarkt bei vielen Anlegern mit der Dauer der guten Entwicklung. Da Anleihen in den vergangenen Jahren gute Erträge gebracht haben, sehen viele Anleger daher keine Notwendigkeit, sich aus dieser vermeintlich sicheren und ertragreichen Anlage zu verabschieden. Dies ist jedoch ein fataler Trugschluss. Schließlich ist es für die zukünftigen Erträge am Anleihenmarkt allein entscheidend, ob die Zinsen steigen oder fallen. Sollten die Zinsen weiter fallen, so profitieren Anleihebesitzer weiter von steigenden Kursen. Allerdings ist dieses Szenario aufgrund des jüngst erreichten Renditetiefs von 3,4 % eher unwahrscheinlich. Sollten die Zinsen hingegen zukünftig steigen, was angesichts des aktuell niedrigen Zinsniveaus früher oder später der Fall sein wird, ist es mit der Party am Rentenmarkt schlagartig vorbei. Anstatt wie in den vergangenen Jahren, als die Zinsen beständig gesunken sind, von dicken Kursgewinnen zu profitieren, müssten Anleihebesitzer dann satte Kursverluste verkraften. Sich allein auf die guten Erträge der Vorjahre zu berufen, wird sich also ähnlich wie beim Einstieg am Neuen Markt im Jahr 1999, als fatal erweisen.

Anleihen oder Aktien ?
Anstatt sich also bei der Anlageentscheidung allein auf den Blick in den Rückspiegel zu verlassen, empfiehlt sich ein Vergleich der aktuellen Bewertung von Anleihen und Aktien. Während 10-jährige Anleihen derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fast 30 so teuer sind wie nie zuvor, notieren Aktien aktuell mit einem KGV von gut 13. Anleihen sind also mehr als doppelt so teuer wie Aktien. Genau andersherum verhält es sich folglich mit der Rendite: Während die 10-jährige Anleihe wie erwähnt nur noch 3,4 % abwirft (=100/KGV, also 100/30), rentieren Aktien aktuell bei 7,7 % (=100/KGV, also 100/13). Und selbst bei der Ausschüttung brauchen Aktien derzeit nicht den Vergleich mit Anleihen zu scheuen. Mit einer Dividendenrendite von 3 % stehen deutsche Aktien den Anleihen in nichts nach. Ganz im Gegenteil: Da die Dividende der Aktien im Gegensatz zum Zinskupon der Anleihen üblicherweise Jahr für Jahr steigt und allein für 2005 eine Dividendenanhebung bei den 30 Dax-Konzernen um 40 % erwartet wird, stehen Aktionäre auf Dauer ohnehin besser da als Anleihebesitzer. Bedenkt man dann noch, dass Dividenden im Gegensatz zu Zinsen dem Halbeinkünfteverfahren unterliegen und damit nur zu 50 % zu versteuern sind, haben Aktien bei der Nettorendite eindeutig die Nase vorn.

Besonders schlecht: Rentenfonds
Hoch in der Gunst der Anleger stehen derzeit auch Rentenfonds. Sicher haben auch Sie schon den aktuellen TV-Werbespot des Dit Euro Bond Total Return Fonds mit Günter Netzer gesehen: Der Anlageberater verspricht das Beste aus zwei Welten. Aktives Management und die Sicherheit von Renten. Kunde Günter Netzer fragt daraufhin: Und was habe ich davon? Die Antwort des Beraters: 7,4 % Rendite pro Jahr seit Auflegung. Auch hier wird also mit der Rendite der jüngsten Vergangenheit geworben und beim unbedarften Zuschauer eine Fortschreibung dieser Rendite in die Zukunft assoziiert. Wie oben erklärt verhält es sich aber leider genau umgekehrt. Zwar haben Anleihen und damit auch Rentenfonds in den vergangenen Jahren gute Renditen erzielt, da die Zinsen in dieser Zeit gefallen sind. Mittlerweile haben wir jedoch ein Rekordtief bei den Zinsen erreicht. Eine lineare Hochrechnung vergangener Renditen in die Zukunft wie im TV-Spot assoziiert ist also äußerst zweifelhaft. Schließlich können die Zinsen nicht unter Null fallen, sondern werden früher oder später auch wieder steigen und damit Rentenfondsanlegern Verluste bescheeren. Darüber hinaus kämpfen Rentenfonds bei den derzeit niedrigen Zinsen mit einem weiteren Problem: Den Kosten. Diese betragen von Fonds zu Fonds abweichend im Durchschnitt rund 1,5 %. Von der aktuellen 10-Jahres-Rendite von 3,4 % auf Fondsebene bleibt da nach Abzug der Kosten von 1,5 % auch ohne Kursverluste gerade noch einmal 1,9 % für den Anleger übrig. Zwar sind die Kosten aufgrund der dicken Kursgewinne in den vergangenen Jahren nicht ins Gewicht gefallen. Spätestens aber wenn es damit vorbei ist, weil die Zinsen nicht weiter fallen, dürften viele Anleger überrascht sein. Tatsächlich schaffen es denn auch gerade aufgrund der Kosten annähernd 100 % aller Rentenfonds auf Dauer nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen.

Fazit: Jetzt raus aus Renten !
Nutzen Sie die aktuellen Rekordkurse am Rentenmarkt darum zum Verkauf ihrer Anleihen und Rentenfonds. Da derzeit viele Papiere deutlich über dem Rückgabekurs zur Endfälligkeit von 100 % notieren, können Sie die Kursgewinne jetzt sogar steuerfrei vereinnahmen, vorausgesetzt Sie halten die Papiere bereits länger als 12 Monate. Verkaufen Sie ihre Anleihen hingegen nicht und halten sie stattdessen bis zur Endfälligkeit, gehen die heute bereits steuerfreien Kursgewinne wieder verloren, da die Anleihen zu 100 % zurückgezahlt werden. Das frei werdende Geld sollten Sie jetzt günstig in Aktien investieren. Zwar wird vermutlich selbst ein gutes Tagesgeldkonto in den kommenden Jahren eine bessere Rendite abwerfen als Rentenfonds nach Kosten. Auf Dauer lässt sich jedoch damit kein realer Vermögenszuwachs für die Altersvorsorge erzielen. Dafür führt an Aktien nun einmal kein Weg vorbei.


Mit besten Grüßen


Ihr


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