Trump-Jump 30.11.2016
„Make America great again !“. Mit diesem Wahlslogan hat Donald Trump es tatsächlich geschafft, die Präsidentschaftswahl für sich zu entscheiden. Kaum ein Experte hätte ihm das im Vorfeld zugetraut. Noch wenige Wochen vor der Wahl vertrat John Kornblum, der ehemalige US-Botschafter in Berlin, mir gegenüber im Rahmen eines Lunch-Gesprächs den Standpunkt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Trump-Sieg bei unter 5 % liege. Nun, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nicht nur, dass Trump das Unmögliche möglich gemacht und die Wahl für sich entschieden hat. Auch die Börse reagierte anders als von Experten erwartet: Anstatt des für den Fall eines Trump-Sieges prognostizierten Börsenbebens, legte die US-Börse einen 5 %-Kurs-Sprung hin und erreichte sogar neue Rekordstände – ein wahrer „Trump-Jump“.
Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich
Tatsächlich folgen beide Ereignisse – Trumps Wahlsieg ebenso wie die Börsenreaktion – einer gewissen Logik. Der Nährboden für Trumps Wahlsieg ist derselbe, auf dem schon das Brexit-Votum und der Aufstieg der politisch extremen Kräfte innerhalb der EU gedieh und gedeiht: Eine zunehmende Unzufriedenheit in der Gesellschaft, die mehr und mehr das Gefühl beschleicht, das Establishment aus Politik und Wirtschaft habe in vielerlei Hinsicht Maß und Mitte verloren. Bereits im Oktober schrieb ich daher im IAC-Depotbericht mit dem Titel "Der Trump-Faktor":
„Erstens sehe ich die Wahrscheinlichkeit, dass die Amerikaner, ähnlich wie im Juni die Briten, eine Protestwahl abhalten und Trump wählen erheblich größer. Und zweitens denke ich, dass die Börse auch das überstehen würde. Immerhin hat die Welt in den letzten 150 Jahren schon so einige US-Präsidenten überlebt….Und wer weiß: Vielleicht könnte Trump ja in den kommenden vier Jahren sogar einiges richtig machen. Angesichts der niedrigen Erwartungen an ihn bleibt jedenfalls genug Raum für positive Überraschungen“.
Im Gegenzug zu vielen anderen wurden wir im IAC also vom Trump-Sieg und der Börsenreaktion wenig überrascht. Doch wie geht es nun weiter?
Trump und die Wirtschaft
Trump bleibt auf gewisse Art und Weise ein Überraschungs-Ei. Einerseits politisch inkorrekt und ungestüm, wie ein Elefant im Porzellanladen. Andererseits aber als erfolgreicher Geschäftsmann und Milliardär sicher nicht so naiv, wie ihn die Medien darstellen. Im Gegenteil: Das von ihm angekündigte Wirtschaftsprogramm hat das Potenzial, die US-Wirtschaft kräftig anzuschieben. Insgesamt will Trump in den kommenden 10 Jahren über 5 Billionen-USD in Ausbau und Erneuerung der Infrastruktur, in Schulen und Bildung, Militär, Steuersenkungsprogramme und die Schaffung neuer Jobs investieren. Einen echten Turbo könnte dabei das geplante Steuer-Repatriierungs-Programm zünden. Hintergrund: Die US-Konzerne bunkern mittlerweile die Riesensumme von rund 2,5 Billionen USD an Cash-Reserven im Ausland – und täglich kommen weitere Milliarden hinzu. Einer Rückholung dieser Cash-Reserven in die USA steht derzeit ein Steuersatz von aktuell 35 % entgegen. Um diese Steuer zu umgehen, bunkern die Multis das Geld lieber weiter im Ausland. Trump will die Konzerne dazu bewegen, dieses Geld in die USA zurückzuholen und plant im Rahmen einer „tax holiday“ - zu Deutsch eines „Steuer-Urlaubs“ - den Steuersatz für die Rückholung des Geldes zeitlich begrenzt auf 10 % zu senken.
Fazit
Sollten die US-Konzerne bei diesem einmaligen attraktiven Angebot anbeißen und nur einen Teil ihrer riesigen Cash-Bestände in die USA zurückholen, würde sich die Frage stellen: Wohin mit all dem Geld? Schon in den vergangenen Jahren schwammen die US-Multis dank klingelnder Kassen im Geld und nutzten dies für milliardenschwere Aktienrückkaufprogramme. Der daraus resultierende Kursanstieg der letzten Jahre könnte folglich nur ein Vorgeschmack darauf gewesen sein, welch ein Kursfeuerwerk bei den Aktien der Cash-Könige uns noch bevorsteht, wenn Trumps „Steuer-Urlaub“ Erfolg hat. Die fünf US-Konzerne mit den größten Cash-Reserven im Ausland heißen übrigens Apple (216 Mrd.), Mircosoft (110 Mrd.), GE (100 Mrd.), Pfizer (80 Mrd.) und IBM (65 Mrd.) – allesamt Qualitätsunternehmen bei uns im IAC.