Itzehoer Aktien Club

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Alle Monatskommentare aus dem Jahr 2005:

29.12.2005 Der Hätte-Mann
27.11.2005 Börsenprognose 2006
25.10.2005 Modetrend BRIC
27.09.2005 Aktuelle Börsen-Verfassung
29.08.2005 Öl-Spekulation
27.07.2005 Stop-Loss: Reiseversicherung für Ihr Depot ?
17.06.2005 Überholspur
30.05.2005 Gewinnmitnahme ?
28.04.2005 Sell in May...
29.03.2005 Hedgefonds pleite
12.02.2005 Raus aus Renten !
27.01.2005 Drei gute Jahre...

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Modetrend BRIC 25.10.2005

Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse. Und mit traumhaften Renditeaussichten Anleger. Daran hat sich in der Finanzbranche seit Jahrzehnten nichts geändert. Einzig neu ist das Tempo, mit dem die Finanzindustrie ein Modethema nach dem anderen aus dem Hut zaubert. Der neueste Köder für Anleger heißt "BRIC". Dabei handelt es sich keinesfalls um das Reuters-Kürzel für das neueste Zertifikat auf BRICkets, mit denen Anleger dem hohen Ölpreis die Stirn bieten können. Nein, nein, der Ölpreis ist ja in den letzten Wochen bereits wieder um 15 % gefallen und taugt damit nur noch bedingt, um Spekulanten zu locken. Vielmehr handelt es sich bei der Abkürzung "BRIC" um die Anfangsbuchstaben der neuen Super-Aktienmärkte Brasilien, Russland, Indien und China.

Erfahrenen Börsenhasen kommt natürlich gleich in den Sinn, dass Anlagen in den so genannten Emerging-Markets (z.dt. aufstrebenden Märkten) keinesfalls so neu sind, sondern vielmehr alle Jubeljahre wieder in Mode kommen. Den meisten dieser alten Hasen dürften die exorbitanten Verluste in Thailand, Indonesien, Russland, Argentinien oder Mexiko in den 90er Jahren noch schmerzhaft in Erinnerung sein. Einzig neu ist daher, dass das Kind nun einen neuen Namen hat: eben "BRIC".

Aus der Sicht der Finanzindustrie verhält es sich natürlich ganz anders: Das dynamische Bevölkerungswachstum, die zunehmende Einbindung in den Welthandel, der schier unerschöpfliche Vorrat an billigen Arbeitskräften, das anhaltend hohe Wirtschaftswachstum, die Teils ergiebigen Rohstoffreserven - all das wird die Volkswirtschaften Brasiliens, Indiens, Russlands und Chinas in wenigen Jahrzehnten zu den größten Volkswirtschaften der Erde machen. Und wer vor diesem Hintergrund nicht in die neuesten BRIC-Fonds, BRIC-Zertifikate und BRIC-Aktien investiert, ist selber schuld an den verpassten Gewinnen - so jedenfalls die Finanzindustrie.

Zugegeben, für eine gute "Story" und zum Anheizen von Phantasie und Gier sind die dargelegten Argumente durchaus geeignet. Aber reicht das allein für eine langfristig gute Rendite? Ein Blick in die Vergangenheit gibt Aufschluss. China weist bereits seit Anfang der 90er Jahre ein starkes Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 9 % pro Jahr auf. Wäre uns diese Entwicklung aufgrund hellseherischer Fähigkeiten bereits im Jahre 1993 bekannt gewesen und hätten wir demzufolge 1.000 USD in chinesische Aktien investiert, wären wir heute sicher reich, oder? Falsch geraten. Von unserer Anlage von 1.000 USD im Jahre 1993 in China wären heute gerade noch 269 USD übrig. Ein Verlust von gut 75 % in 12 Jahren - trotz der rasanten Entwicklung, die China zwischenzeitlich erlebt hat.

Wirtschaftlich deutlich schlechter lief es im gleichen Zeitraum in Brasilien. Eine galoppierende Inflation und eine schwere Wirtschaftskrise erschütterten das Land. Das Anlageergebnis in brasilianischen Aktien vom Jahre 1993 bis heute könnte sich trotzdem sehen lassen: Unsere 1.000 USD wären auf 3.790 USD angewachsen. Das Einzige, was bei der Anlage in solch exotischen Aktienmärkten also wirklich sicher ist, ist ein exorbitantes Risiko und keinesfalls die Traum-Rendite, die uns die Finanzbranche in Aussicht stellt.

Die Gründe für das starke Auseinanderdriften zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Börsenentwicklung sind derweil vielfältig: Sei es, dass die in diesen Ländern ausgeprägte Korruption dafür sorgt, dass die Gewinne der Unternehmen ganz einfach nicht bei den Aktionären ankommen, sondern in die Taschen von Funktionären fließen. Oder sei es, dass die Gewinne zum großen Teil von ausländischen Konzernen abgeschöpft werden. So gehen beispielsweise 50% des chinesischen Wirtschaftswachstums auf das Konto ausländischer, in erster Linie amerikanischer, Konzerne.

Fazit:
Die zunehmende Integration der so genannten "BRIC"-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China ist eine durchaus reale Entwicklung. Wirtschaftswachstum und Wohlstand der Weltbevölkerung werden dadurch auf Jahre hinweg positiv beeinflusst. Um an dieser Entwicklung Teil zu haben, sollte allerdings niemand sein Sparbuch plündern und das Geld in hochspekulative "BRIC"-Anlagen investieren. Aussichtsreicher und vor allem sicherer ist es, über den Kauf von Aktien von Weltmarktführern von dieser Entwicklung zu profitieren. Coca-Cola, McDonald´s, Microsoft - die ganze Riege unserer Qualitätsaktien im Gemeinschaftsdepot verdient hervorragend in den "BRIC"-Staaten. Dafür hätte es aber nicht einmal den neuen Namen "BRIC" gebraucht.


Mit besten Grüßen


Ihr


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