Itzehoer Aktien Club

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Investieren wie die Norweger 27.06.2014

norwayDie Urlaubssaison steht vor der Tür. Und damit die Frage: Wohin soll es dieses Jahr gehen? Falls Sie Ihr Urlaubsziel noch nicht festgelegt haben, hier mein Tipp: Fahren Sie doch mal nach Norwegen. Es lohnt sich! Ich selbst habe meinen Sommerurlaub bereits im Juni verbracht und komme grad von einer zweiwöchigen Norwegen-Rundreise zurück. Das Land hat einiges zu bieten: Neben langen Sommertagen, an denen die Sonne praktisch nicht untergeht, atemberaubende Fjord- und Berglandschaften sowie die größten Gletscher Europas.

Geschickt machen sich die Norweger den Überfluss an Bergen und Wasser für die Gewinnung von Wasserkraft zunutze. Bei einer Besichtigung des Sima-Kraftwerkes, eines der größten Wasserkraftwerke Europas, durfte ich mich von der beeindruckenden Ingenieurskunst der Norweger überzeugen. In einem ausgeklügelten System aus Stauseen und Rohrleitungen wird das Wasser auf  der Hardangervidda, Europas größter Hochebene, gesammelt, um es von dort aus durch Rohrleitungen senkrecht durch den Berg hinunterschießen zu lassen, wo es nach über 1.000 Meter Fallhöhe auf vier Turbinen trifft.  Allein dieses eine Kraftwerk erzeugt genug Strom, um die Stadt Bergen, die mit über einer viertel Million Einwohnern zweitgrößte Stadt Norwegens, vollständig das ganze Jahr über zu versorgen. In Norwegen gibt es dank Wasserkraft kein einziges Kohle-, geschweige denn Atomkraftwerk. Vielmehr beziehen die Norweger schon heute 99% ihres Strombedarfs aus sauberer, regenerativer Energie.

Doch damit nicht genug: Zu allem Überfluss schwimmt Norwegen seit Entdeckung der ersten Ölfelder in der Nordsee Anfang der 70er Jahre auch noch im Öl. Seither hat sich das Land zum heute drittgrößten Öl-Exporteur der Welt entwickelt. Um anders als in Saudi-Arabien und Russland den daraus resultierenden Ölreichtum nicht nur einigen wenigen Oligarchen oder Scheich-Familien zugutekommen zu lassen, sammeln die Norweger die Gewinne aus dem Ölgeschäft in einem Staatsfonds. Eine weise Entscheidung, denn statistisch gesehen ist jeder Norweger über den auf ihn entfallenden Anteil am Staatsfonds bereits Millionär. Jedenfalls in der Landeswährung Norwegische Krone. Doch selbst in Euro umgerechnet sind das noch 134.000 Euro pro Einwohner. Der norwegische Staatsfonds ist damit mit insgesamt über 850 Mrd. USD Vermögen der größte Staatsfonds der Welt. An dieser Stelle wird der Blick nach Norwegen nicht nur für Urlauber, sondern auch für Anleger interessant.

Ebenso wie für andere Großanleger wie Pensionsfonds oder Versicherungen, stellt sich für den norwegischen Staatsfonds angesichts des weltweit niedrigen Zinsniveaus derzeit die Frage: Wohin mit dem Geld? Schließlich muss es einerseits sicher angelegt sein, um damit auch über das erwartete Versiegen der Ölquellen in rund 50 Jahren hinaus den erreichten Wohlstand Norwegens sicherzustellen. Gleichzeitig muss es aber auch genug Rendite bringen, um langfristig nicht der Inflation zum Opfer zu fallen, sondern möglichst den Reichtum der Norweger noch zu vermehren. Grundsätzlich unterscheiden sich die Herausforderungen bei der Geldanlage also nicht, egal, ob man nun deutscher Kleinanleger ist und seine 50.000 Euro Erspartes anlegen muss, oder der größte Staatsfonds der Welt mit 850.000.000.000 USD Anlagevermögen.

Unterschiedlich ist allerdings die Antwort, mit der Norweger und Deutsche den aktuellen Herausforderungen am Kapitalmarkt begegnen: Die Deutschen, egal ob Kleinanleger oder Versicherungsgesellschaften, setzen trotz Niedrigzinsumfeld weiterhin stur auf Zinspapiere und bringen sich damit langsam aber sicher zunehmend in die Bredouille, bis hin zur drohenden Pleite großer Teile der deutschen Lebensversicherungswirtschaft. Ein Rettungspaket für die deutschen Versicherer wird bekanntlich seit Monaten in der Politik diskutiert und soll noch im Juli verabschiedet werden.

Die Norweger hingegen erhöhten bereits 2008, zum Hochpunkt der Finanzkrise und nahe den Tiefstständen an der Börse, die strategische Aktienquote in ihrem Staatsfonds von 40% auf 60% und haben so seither für ein schönes Anwachsen des Staatsvermögens gesorgt. Mittlerweile gehören dem norwegischen Staatsfonds rund 1,3% aller weltweit gehandelten Aktien und rund 2,5% aller börsennotierten Unternehmen in Europa. Und die steigen nicht nur seit einigen Jahren wieder zweistellig im Kurs, sondern zahlen auch noch rekordhohe Dividenden.

Fazit:

Irgendwie ganz schön clever diese Norweger: Nicht nur, dass sie ihre natürlichen Ressourcen wie Wasserkraft schon heute nachhaltig nutzen, während wir Deutsche uns beim Thema Energiewende alles andere als mit Ruhm bekleckern. Auch sparen die Menschen aus dem Königreich am nördlichen Rand Europas ihre Ölmilliarden weise für die Zukunft und investieren das Ersparte zudem höchst geschickt weltweit gestreut in börsennotierte Unternehmen. Auch wenn Sie Ihren Sommerurlaub bereits anderweitig verplant haben: Denken Sie zumindest in Sachen Geldanlage noch einmal über Norwegen nach.


Mit besten Grüßen


Ihr


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