Itzehoer Aktien Club

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Alle Monatskommentare aus dem Jahr 2015:

29.12.2015 Rückblick 2015: „Hätte man…“
30.11.2015 Aktien in Theorie und Praxis
30.10.2015 Gruseliges Sparverhalten
29.09.2015 Volksaktie auf Crash-Kurs
31.08.2015 Sommerschlussverkauf
31.07.2015 Börsen-Tai-Chi
30.06.2015 Zeit ist Geld ?
29.05.2015 Dividenden-Regen
28.04.2015 Volk, wach auf !
31.03.2015 DAX „XXL“
26.02.2015 Grexit
30.01.2015 Draghis Droge

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DAX „XXL“ 31.03.2015

dax kurstafelDer DAX kennt derzeit nur eine Richtung: aufwärts. Noch im vergangenen Jahr hatte  das deutsche Börsenbarometer eine Null-Runde gedreht und damit im Vergleich der internationalen Leitbörsen die rote Laterne getragen. US-Aktien beispielsweise brachten es 2014 auf über 25% Kursanstieg. 2015 nun hat sich das Blatt zugunsten der deutschen Blue-Chips gewendet: Mit einer beeindruckenden Kursrallye von über 20% allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hat der DAX seine internationalen Wettbewerber bisher klar abgehängt.

Tatsächlich profitieren die ebenso exportstarken wie energieabhängigen und stark Fremdkapital finanzierten deutschen Unternehmen denn auch gleich dreifach. Erstens: Der schwache Euro macht deutsche Produkte auf dem Weltmarkt derzeit besonders wettbewerbsfähig. Zweitens: Der niedrige Ölpreis sorgt für spürbare Einsparungen bei den Energiekosten. Und drittens: Die Null-Zins-Politik der EZB bringt den Unternehmen erhebliche Einsparungen bei den Zinskosten.

Doch auch wenn sich deutschen Unternehmen derzeit die beste aller denkbaren Welten bietet, haben viele Anleger Zweifel an der Nachhaltigkeit der jüngsten Kursrallye. Verbreitet herrscht angesichts der Kursrallye gar spürbare Höhenangst. Genau das aber ist ein guter Indikator dafür, dass der aktuelle Höhenflug an der Börse eben keine auf blinder Euphorie gebaute Blase ist, die früher oder später platzen wird. Denn bekanntlich wird die Hausse in der Panik geboren, wächst in der Skepsis und stirbt schlussendlich in der Euphorie. Von breiter Euphorie ist aber derzeit nichts zu spüren. Vielmehr befinden wir uns nach der Panik der Jahre 2009 ff. derzeit noch mitten in der Phase des durch Skepsis geprägten nachhaltigen Kursanstieges.

Aber haben wir nicht rein optisch mit 12.000 Punkten im DAX mittlerweile ein Kursniveau erreicht, das Anlass zur Sorge gibt? Immerhin hat sich der Index seit seinen von der Panik der Finanzkrise  begleiteten Tiefkursen bei rund 4.000 Punkten im Jahr 2009 mittlerweile glatt verdreifacht. Zudem steht er heute immerhin 50% höher als selbst zu Zeiten der großen Internet-Euphorie im Jahr 2000, als er erstmals die 8.000 Punkte-Marke knackte.

Nun, auch diesbezüglich kann ich Entwarnung geben: Aufgrund der besonderen Konstruktion des DAX-Index unterliegen Anleger bei dessen Betrachtung einer klassischen optischen Täuschung. Tatsächlich haben die Aktien der 30 führenden deutschen Unternehmen nämlich selbst nach der jüngsten Rallye noch immer nicht das Preisniveau aus dem Jahr 2000 erreicht.

dax xxlWie genau kommt es zu dieser Täuschung? Nun, der DAX wird als einziger der großen internationalen Börsenindizes als sogenannter Performanceindex berechnet. Anders als Dow Jones, Euro-Stoxx und Co. wird beim DAX also nicht nur die Wertentwicklung der zugrundeliegenden Aktien berücksichtigt, sondern zusätzlich noch die laufend ausgeschütteten Dividenden hinzugerechnet. Bei einer durchschnittlichen jährlichen Dividendenrendite von rund 3% resultieren seit dem Jahr 2000 also allein rund 50% Kursanstieg des DAX aus den zwischenzeitlich ausgeschütteten Dividenden.

Oder anders ausgedrückt: Der gesamte DAX-Anstieg seit dem Jahr 2000 von damals 8.000 Punkten auf heute 12.000 Punkten (+50%) resultiert ausschließlich aus zwischenzeitlichen Dividendenzahlungen. Der DAX-Kursindex, der ohne Dividendenzahlungen errechnet wird und somit die reine Kursentwicklung bzw. das Preisniveau der zugrundliegenden Aktien abbildet, liegt noch immer unterhalb des Jahres 2000. Und das, obwohl die im DAX enthaltenen Unternehmen ihre Buchwerte, Gewinne und Dividenden seither annähernd verdreifacht haben. Eine Anlageklasse, die ihren Substanz- und Ertragswert verdreifacht hat und trotzdem noch auf gleichem Preisniveau notiert wie vor 15 Jahren: Wo gibt es das sonst?

Sollte man sein Geld jetzt also vorzugsweise in deutsche Aktien investieren? Nein, auf keinen Fall. Der Vergleich mit dem Euro-Stoxx, der die Kursentwicklung (ohne Dividenden) der 50 größten europäischen Konzerne widerspiegelt, zeigt, dass Total, Telefonica, Unilever & Co. heute noch durchschnittlich 30% günstiger zu haben sind als im Jahr 2000. Deutsche Aktien sind also sicher nicht überteuert, aber deswegen noch lange nicht die günstigsten.

Hinzu kommt: Ewig wird der dreifache Rückenwind aus günstigem Euro, niedrigem Ölpreis und EZB-Null-Zins-Politik für deutsche und europäische Konzerne nicht anhalten. Schnell kann sich das Blatt auch wieder zugunsten amerikanischer Unternehmen wenden. Die bringen es im laufenden Jahr zwar erst auf 12% Kurszuwachs, erzielten dafür aber im Vorjahr glatt 25% mehr Rendite als die DAX-Konzerne.

Eine globale Streuung aus internationalen Qualitätsaktien bleibt daher auch weiterhin unsere favorisierte Anlagestrategie. Und für Höhenangst aufgrund der jüngsten DAX-Rallye besteht bei globaler Streuung ohnehin kein Anlass.


Mit besten Grüßen


Ihr


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