Betrug bei Wirecard 27.06.2020
Bei diesem Wirtschaftskrimi stockt einem der Atem: Es geht um Short-Attacken von Hedgefonds und um Detektive, die Journalisten bespitzeln. Um verschwundene 1,9 Milliarden Euro auf den Philippinen und gefälschte Bankauszüge. Um einen 340-Millionen-Euro schweren Firmenkauf in Indien von einem dubiosen Fonds auf Mauritius. Um die Festnahme des Firmenchefs und seine Freilassung gegen 5 Millionen Euro Kaution. Und um die Jagd nach einem weiteren Manager, der in Süd-Ost-Asien untergetaucht ist. Stoff aus dem Drehbuch für den neuen James Bond-Film, könnte man meinen. Doch mitnichten. All das ist Teil der aktuellen Realität um den DAX-Konzern Wirecard.
Dabei galt der bis vor wenigen Tagen noch als Vorzeigeunternehmen am deutschen Aktienmarkt. Als Hoffnungsträger der ansonsten arg verkümmerten heimischen IT-Branche wurde Wirecard schon als zweite SAP gehandelt. Vor nicht einmal zwei Jahren gelang der Aufstieg in den Dax und damit in den Olymp der 30 renommiertesten deutschen Börsenkonzerne. Weichen musste die Commerzbank. Der Aktienkurs von Wirecard reflektierte diese Erfolgsgeschichte: Zwischen 2002 und 2018 hat er sich rund ver-500-facht. Heißt: Mit eine Anlage von nur 2.000 Euro konnte man mit Wirecard-Aktien zum Millionär werden. Doch wie mahnt Super-Investor Warren Buffett: „Wenn eine Geschichte zu schön klingt, um wahr zu sein, ist sie das meist auch“.
Jetzt also Betrugsverdacht und ein Kursverlust von fast 99% in nur einer Woche. Dem Wirecard-Aktionär, der vor wenigen Tagen noch Millionär war, bleibt gerade noch ein Kurswert von rund 12.000 Euro. Weder die international renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY noch die 2.700 Mitarbeiter starke Aufsichtsbehörde BaFin haben den Betrug rechtzeitig erkannt, geschweige denn konnten sie ihn verhindern. All das ist sicher nicht förderlich für das Vertrauen der Anleger in die Aktienanlage. Der Schaden für die ohnehin nur schwach ausgeprägte deutsche Aktienkultur dürfte beträchtlich sein.
Doch Pleiten, Pech und Pannen gehören nun einmal zur Geschichte der Börse dazu wie Rezessionen, Kriege und Pandemien. Zum Glück gibt es für Aktionäre gegen all das einen wirksamen Impfstoff zum Schutz des eigenen Vermögens: eine breite Streuung. Im IAC setzen wir daher bereits seit 1998 auf unsere bewährte Strategie von 50 internationalen Qualitätsaktien. Zwar lässt sich auch trotz gewissenhaftester Auswahl ein möglicher Betrug wie im Fall Wirecard nie vollständig ausschließen. Allerdings schützt eine breite Streuung vor schmerzhaften Verlusten des Gesamtdepots, wenn man dann doch mal betroffen ist.
Im IAC sprechen wir aus Erfahrung: Zwar sind wir vom aktuellen Fall Wirecard nicht betroffen. Allerdings waren wir es bereits 2002 bei einem der größten Börsenskandale der Geschichte. Unser damaliges Depotunternehmen MCI Worldcom, seinerzeit drittgrößter Telekomkonzern der Welt, musste Luftbuchungen von 11 Milliarden US-Dollar eingestehen. Der verantwortliche Firmenchef wurde zu 25 Jahren Haft verurteilt. Die Aktie fiel ins Bodenlose. Da Worldcom aber nur eine von 50 Aktien in unserem Club-Depot war, hatte selbst dieser historische Skandal samt Firmenpleite von Worldcom für uns im IAC quasi keine Auswirkungen.
Allerdings achten wir seither umso mehr auf das Motto von Warren Buffett „Investiere nur in Dinge, die Du verstehst“. Je komplizierter ein Geschäftsmodell ist, desto anfälliger ist es nämlich für Betrügereien. Im IAC setzen wir daher vornehmlich auf Firmen mit einfachen Geschäftsmodellen wie Coca-Cola, McDonald´s, Apple oder BMW – und nicht auf eher undurchsichtige Geschäfte wie das von Wirecard.
Dennoch: Betrug des Managements lässt sich leider nie gänzlich ausschließen. Da geht es uns als Aktionären nicht anders als dem Firmeninhaber, der sein Unternehmen durch einen Fremdgeschäftsführer führen lässt. Gegen böse Folgen für das eigene Vermögen können wir als Aktionäre uns im Gegensatz zum einzelnen Firmeninhaber aber schützen: durch breite Streuung über mehrere Dutzend Qualitätsaktien. So bleiben Wirtschaftskrimis wie der von Worldcom oder Wirecard das, was Krimis sein sollten: Äußerst spannend, aber ohne große negative Folgen für´s eigene Portemonnaie.