Itzehoer Aktien Club

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Streik für Rendite ? 31.08.2020

ver.di – AktuellBald könnte es wieder so weit sein: Bilder von Arbeitnehmern, die in Scharen mit Trillerpfeifen und Transparenten mit der Aufschrift „Wir wollen mehr Lohn!“ durch die Straßen ziehen. Immerhin fordert die Gewerkschaft Verdi für ihre 2,3 Millionen Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst aktuell eine satte Gehaltserhöhung um 4,8%. Ob das in  Corona-Zeiten, in der die Wirtschaft fast zweistellig schrumpft und die Kassen der Kommunen leer sind, umsetzbar ist, darf bezweifelt werden.

Andererseits sind Gehaltssteigerungen langfristig notwendig, um den sozialen Frieden im Land zu erhalten. Schließlich geht es darum, das in unser Volkswirtschaft gemeinsam Erwirtschaftete fair zu verteilen. Gewerkschaften orientieren sich bei ihren Lohnforderungen darum regelmäßig an zwei Kennzahlen: der Inflation und dem realen Wirtschaftswachstum. Erstere lag in den letzten Jahren im Schnitt bei rund 1,5% pro Jahr und gilt bei Gehaltsforderungen als absolute Untergrenze. Würden die Gehälter langsamer steigen als die Preise, würden Arbeitnehmer faktisch von Jahr zu Jahr ärmer werden.

Zusätzlich zum Inflationsausgleich fordern Gewerkschaften meist eine Beteiligung am realen Wirtschaftswachstum. Schließlich wird der in unserer Volkswirtschaft gemeinsam produzierte Kuchen von Jahr zu Jahr größer, weil Arbeitnehmer dank technischem Fortschritt im Zeitverlauf immer produktiver werden und so mehr Waren und Dienstleistungen produzieren können. Da ist es nur fair, dass sie auch an diesem Wohlstandszuwachs teilhaben. Langfristig liegt das reale Wirtschaftswachstum - und damit der Wohlstandszuwachs - bei rund 2 bis 3 % pro Jahr.

Addiert man die Inflation in Höhe von rund 1,5% und das reale Wachstum von rund 2,5%, ergibt sich ein nominales Wachstum von im Mittel rund 4% pro Jahr. Um diese Größe müssten die Gehälter langfristig steigen, um Arbeitnehmern neben dem Inflationsausgleich eine Teilhabe am Wohlstandszuwachs zu sichern. Insofern sind die Forderungen der Gewerkschaften nachvollziehbar

Doch wo sind eigentlich die Forderungen derjenigen, die von ihrem Gehalt etwas Geld auf die Seite gelegt haben? Schließlich sind es in einer Volkswirtschaft erst die Ersparnisse, die Produktionsanlagen finanzieren und so Arbeitsplätze schaffen. Hätten nicht gerade Sparer und Anleger guten Grund, trillernd durch die Straßen zu ziehen, weil ihre sauer zusammengesparte Altersvorsorge in Lebensversicherungen und auf Bankkonten seit Jahren auf Null-Zins-Diät ist?

Denn, ob 1.000 Euro Gehalt pro Monat oder 1.000 Euro Zinsertrag pro Jahr, in beiden Fällen gilt: Wer nicht Jahr für Jahr eine Steigerung in Höhe der Inflation und des realen Wirtschaftswachstums erhält, wird beständig ärmer. Eigentlich müssten darum auch die Kapitalanleger schon längst trillernd durch die Straßen ziehen und auf Transparenten von der Notenbank einen fairen Zins fordern.

Doch da es dazu kaum kommen wird, müssen Anleger sich selbst helfen. Ebenso, wie Arbeitnehmer sich wohl spätestens nach einigen Jahren mit Gehalts-Nullrunden einen neuen Job suchen, sollten Sparer ihren Zinsanlagen nach Jahren des Nullzinses ade sagen und ihr Geld besser in Aktien für sich arbeiten lassen. Wer breit gestreut in Qualitätsaktien investiert, beteiligt sich direkt an der Wirtschaft. Über steigende Aktienkurse profitiert man so langfristig automatisch vom nominalen Wirtschaftswachstum bestehend aus Inflation und realem Wachstum (siehe auch "Warum steigen Aktien ?").

Zusätzlich erhält man als Aktionär noch eine Dividende von im Schnitt rund 3% pro Jahr. Das ist deutlich schlauer, als für seine Zinsanlagen weiter ohne Murren und Streiken eine Nullrunde nach der anderen zu akzeptieren.


Mit besten Grüßen


Ihr


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