Höhenangst 30.04.2021
Dax und Dow Jones legen derzeit eine beeindruckende Rally aufs Parkett: Hand in Hand verzeichneten beide Indizes auch im April wieder neue Höchststände. Unsere Qualitätsaktien im IAC bescherten uns gar den nunmehr sechsten Gewinnmonat in Folge. Eine selbst in unserer über 20-jährigen Club-Geschichte durchaus beeindruckende Serie. Dennoch herrscht unter Börsianern derzeit kaum Jubelstimmung.
Im Gegenteil: Diejenigen, die ihre Aktien im Corona-Crash letztes Jahr verkauft haben, schauen den davoneilenden Kursen entsetzt hinterher. Warten sie doch auf eine günstige Gelegenheit zum Wiedereinstieg. Unter denjenigen, die ihre Aktien behalten haben und nun Grund zur Freude hätten, macht sich hingegen zunehmend Höhenangst breit. Sie plagt der Gedanke, ob die Börsenrally nicht ein wenig zu stark war und die Luft in diesen Kurshöhen nicht langsam dünn wird. Schließlich will niemand die tollen Gewinne der letzten Monate sehenden Auges in einer sich ankündigenden Korrektur wieder verlieren.
Wie also verhält man sich richtig?
Muss einem angesichts der aktuellen Höchststände wirklich schwindelig werden? Nun, auch wir im IAC haben trotz jahrzehntelanger Börsenerfahrung noch immer keine Glaskugel. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass die Börse selten das tut, was die Mehrheit der Anleger von ihr erwartet. Der Grund dafür ist schlicht, dass die Anleger selbst es sind, die die kurzfristigen Kursschwankungen verursachen. Will heißen: Wenn die Mehrheit der Börsianer von steigenden Kursen ausgeht, wird genau das eher nicht passieren. Schließlich sind Anleger, die steigende Kurse erwarten, bereits voll investiert. Wer aber soll dann noch als zukünftiger Käufer auftreten, um die Kurse tatsächlich weiter in die Höhe zu treiben?
Ganz anders aktuell. Da viele Anleger sich derzeit aus Höhenangst mit Käufen zurückhalten und andere sehnlichst auf eine Korrektur für den Wiedereinstieg warten, gilt: Sollte die Börse tatsächlich beginnen zu fallen, stehen schnell zahlreiche Käufer zur Hand. Das stützt die Kurse und begrenzt das Korrektur-Potenzial. Kommt es hingegen nicht zur erwarteten Korrektur, werden viele Anleger ihre Bedenken erfahrungsgemäß früher oder später über Bord werfen. Die folgenden Aktienkäufe würden die Kurse weiter antreiben und die Rally erst richtig befeuern. Erst, wenn trotz neuer Rekordstände Euphorie statt Höhenangst herrscht und Anleger unisono an weiter steigende Kurse glauben, ist die nächste Korrektur nicht mehr fern.
Fazit
An der Wall-Street spricht man bei diesem altbekannten Phänomen vom Börsenaufschwung entlang der „Wall of Worry“. Solange die Sorgen vor einer Kurskorrektur überwiegen, steigen die Kurse demnach weiter an entlang dieser „Wand der Sorgen“. Mit ihrer aktuellen Höhenangst könnten Anleger daher kurzfristig auf dem falschen Fuß erwischt werden. Und langfristig werden die Kurse an der Börse ohnehin weiter steigen. Das Warten auf eine Korrektur ist daher stets eine Wette gegen die Zeit. Und eine solche Spekulation ist um ein Vielfaches gefährlicher als das aktuell erreichte Kursniveau.