Grüner Crash 28.06.2021
Das Thema Klimawandel hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Der weltweite Aufschwung, wie wir ihn nach dem Corona-Einbruch im Vorjahr mittlerweile erleben, könnte gar der bislang grünste Aufschwung aller Zeiten werden. Nicht nur die EU investiert im Rahmen ihres „Green Deals“ hunderte Milliarden in klimafreundliche Projekte. Auch die USA sind unter Joe Biden zurück im Pariser Klimaabkommen. Klima scheint also ein Mega-Trend. Und wo ein solcher, sind meist auch Investoren nicht fern, die daran mitverdienen wollen.
Kein Wunder, dass immer mehr Anleger in den letzten Jahren auf den Zug aufgesprungen sind und auf Aktien und Fonds aus dem Bereich Klima- und Umweltschutz gesetzt haben. Wundern dürften sich viele davon jedoch aktuell beim Blick auf die Performance: Gemessen am S&P Global Clean Energy Index, dem weltweit wohl wichtigsten Börsenbarometer für klimafreundliche Aktien, haben Anleger mit ihren Klima-Investments im laufenden Jahr in der Spitze rund 40% verloren. Einzelne zuvor besonders beliebte Aktien aus dem Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellen wie ITM Power, Plug Power oder Fuelcell Energy haben sogar Kurseinbrüche von bis zu 70% erlitten. Und das, obwohl die Börse insgesamt im laufenden Jahr klar zweistellig im Plus liegt und uns im IAC als Investoren in internationalen Qualitätsaktien derzeit ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert.
Doch woher kommt der Crash bei Klima-Aktien? Nun, an der Börse liegt der Gewinn bekanntlich im Einkauf. Das gilt für gewöhnliche Aktien ebenso wie für heiße Mega-Trend-Aktien. Wenn jedoch, wie bei Mega-Trends üblich und bei Klima-Aktien im letzten Jahr geschehen, Anleger in Herden auf einen Trend aufspringen und die Kurse nach oben treiben, erfolgt der Einstieg überteuert. Auf einen Megatrend aufzuspringen, wenn dieser bereits in Fahrt ist, ist also stets eine schlechte Idee – und zwar völlig unabhängig davon, wie überzeugend die Geschichte hinter diesem Trend klingt.
Grüne Aktien: Jetzt einsteigen ?
Lohnt sich aber vielleicht jetzt nach dem grünen Crash der Einstieg in Klima-Aktien? Beim Blick auf die Bewertungen sind da eher Zweifel angebracht: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von um die 50 sind die im S&P Global Clean Energy Index enthaltenen Aktien auch nach dem Crash noch fast dreimal so teuer, wie der breite Aktienmarkt. Anleger, die sich bei ihrer Entscheidung von Ambitionen zur Klima-Rettung leiten lassen, leben derzeit also ebenso gefährlich wie Spekulanten, die auf das schnelle Geld mit einem antizyklischen Einstieg in Klima-Aktien wetten.
Hinzu kommt: Wer mit seinem Geld etwas fürs Klima tun will, muss nicht unbedingt in hochriskante Klima-Aktien investieren. In Zeiten steigender CO2-Preise, immer strengerer Emissionsnormen und dem Bedürfnis von immer mehr Menschen, klimafreundlich zu konsumieren, kommt kein Unternehmen mehr an einer Optimierung seiner Klimabilanz vorbei. Ehemalige Klimasünder wie BMW, Daimler oder Volkswagen investieren Milliarden in die Elektrifizierung ihrer Fahrzeuge, Ölkonzerne wie Royal Dutch, BP oder Total gehören zu den weltweit größten Investoren im Bereich regenerative Energien und auch Konzerne wie BASF, Nestlé, McDonalds & Co. arbeiten daran, klimaneutral zu werden.
Der Vorteil für Anleger: Man profitiert nicht nur von den etablierten Geschäftsmodellen dieser Konzerne samt Milliardengewinnen und einer folglich deutlich stabileren Kursentwicklung. Zusätzlich finanziert man als Aktionär auch den Wandel dieser Konzerne hin zur Klimaneutralität. Anleger hingegen, die mit Direkt-Investments in hippe Klima-Aktien ihr Geld verzocken, haben sich selbst einen Bärendienst erwiesen und dem Klima auch nicht wirklich geholfen.