Es werde Geld ! 31.08.2021
An einem Sonntagabend vor 50 Jahren, dem 15 August 1971, saßen Millionen Amerikaner vor ihren TV-Geräten und schauten die populäre Westernserie „Bonanza“. Plötzlich unterbrach das Programm für eine Rede des US-Präsidenten Richard Nixon. Was darin angekündigt wurde, ging als „Nixon-Schock“ in die Geschichte ein: Ab sofort würde die US-Regierung den US-Dollar nicht mehr in Gold eintauschen. Das Versprechen, dies zu tun, hatten die USA 1944 als Siegermacht des Zweiten Weltkriegs im Rahmen des sogenannten „Bretton-Woods“-Abkommens abgegeben. Zeitgleich wurden die meisten anderen Währungen der Welt mit dem Abkommen an den US-Dollar gekoppelt. So hatte die Welt bis zum fragwürdigen Abend im August 1971 einen indirekten Goldstandard.
Ende des Gold-Standards
Mit der Nixon-Rede beendeten die USA diese Ära und legten den Startschuss für ein neues Weltwährungssystem: das Fiat-Geld, abgeleitet aus dem lateinischen „fiat“ = „es werde“. Seither ist Geld nur noch bedrucktes Papier, welches von den jeweiligen Notenbanken frei nach dem biblischen Motto „Es werde Geld !“ beliebig geschaffen und in Umlauf gebracht wird - ohne jegliches Umtausch- oder Wertversprechen. Seinen Wert hat das Geld seither lediglich, weil Regierungen es als „gesetzliches Zahlungsmittel“ festsetzen und ihre Bürger so verpflichten, es untereinander als Tauschmittel zu akzeptieren. Außerdem verlangen Staaten von ihren Bürgern die Begleichung von Steuerschulden in der jeweiligen Landeswährung. Und da nun einmal fast jeder Steuern zahlen muss, benötigt jeder das Geld seines Landes. Allein daraus resultiert heutzutage sein Wert.
Kritiker bezeichnen dieses Fiat-Geld-System als größtes Währungsexperiment der Geschichte, doch es funktioniert seit nunmehr 50 Jahren. Allerdings hat es seine Tücken: Da der Mensch, ob als Individuum oder als Staatsvolk, dazu neigt, über seine Verhältnisse zu leben, benötigen Regierungen ständig mehr Geld, als diesem an echten Werten gegenübersteht. Hier noch eine soziale Wohltat und dort noch etwas Konjunkturhilfe – man will ja schließlich wiedergewählt werden. Die Folge: Weltweit erhöhen Notenbanken seit 1971 die Geldmenge schneller als angebracht, auch um die weltweit ausufernde Staatsverschuldung zu finanzieren. Als Folge verlieren Fiat-Währungen - anders als Goldwährungen, deren Menge per se begrenzt ist - langsam aber sicher an Wert. Stichwort: Inflation.
Schleichende Enteignung durch Inflation
Seit Entkopplung des US-Dollars vom Gold im August 1971 hat der Dollar - und damit die Ersparnisse von Millionen Amerikanern - mittlerweile rund 85% an Wert verloren. 100 Dollar von damals haben heute nur noch eine Kaufkraft von 15 US-Dollar. Auch in Deutschland und Europa halbierte sich der Wert des Geldes je nach Land in den 10 bis 20 Jahren nach dem Nixon-Schock. Und auch der noch verhältnismäßig junge Euro hat seit seiner Einführung im Jahr 2002 bereits ein Viertel an Wert verloren.
Fiat-Geld hat damit neben seiner nach wie vor gegebenen Funktion als Tauschmittel seine zweitwichtigste Funktion verloren: die Wertaufbewahrungsfunktion. Wer heutzutage noch langfristiges Sparen in Geldwerten wie Bargeld, Zinskonten oder Lebensversicherungen betreibt, kämpft damit einen aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen alias die von Regierungen und Notenbanken verursachte Inflation. Schutz vor diesem schleichenden Wertverfall des Fiat-Geldes bieten Sachwerte wie Gold, Immobilien und Aktien. Nicht umsonst werden Anleger, die auf letztere Anlagen setzen seit Jahrzehnten reicher, während Zinssparen laut Super-Investor Warren Buffett zum Bekenntnis andauernder Armut geworden ist. Nur wenigen Menschen dürfte diese Tragweite der Nixon-Rede vor 50 Jahren klar gewesen sein.