Investieren statt Sparen ! 29.10.2021
Trotz seiner 96 Jahre ist er immer noch brandaktuell: der heutige Weltspartag. Bereits im Jahr 1925 wurde er auf dem ersten internationalen Sparkassenkongress in Mailand aus der Taufe gehoben. Der Gedanke, Geld zurückzulegen für schwierigere Zeiten, ist dennoch moderner denn je, gerade in Corona-Zeiten: Lag die Sparquote hierzulande in Vor-Corona-Zeiten im Schnitt bei rund 10%, hat sie sich in der Pandemie auf über 20% mehr als verdoppelt. Während die Deutschen also früher nur jeden zehnten Euro ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante gelegt haben, sparen sie mittlerweile 2 von 10 Euro.
Gut so! Schon Henry Ford wusste schließlich: "Reich wird man nicht durch das, was man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt". Insgesamt wurden hierzulande so im vergangenen Jahr rund 100 Milliarden Euro mehr an Ersparnis gebildet als ohne Corona.
Dummerweise hat Corona nicht nur die Sparquote in die Höhe getrieben, sondern auch die Inflation. Die ist im Oktober weiter gestiegen auf 4,5%, den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. Gleichzeitig liegen die Zinsen auf Ersparnisse bei 0%. Die wichtigste Nachricht für Sparer zum Weltspartag 2021 lautet also: Umdenken! Schließlich macht es keinen Sinn, das sauer Ersparte zu 0% Zinsen zu horten, wenn es einem die Inflation zeitgleich mit 4,5% pro Jahr wegfrisst. Leider hat sich diese Erkenntnis noch nicht bei allen durchgesetzt: Laut einer Studie der Postbank ist zwar bei den meisten Bundesbürgern angekommen, dass die Verbraucherpreise steigen. Es spürt ja jeder selbst, dass es an der Supermarktkasse oder an der Tankstelle teurer geworden ist.
Probleme haben viele Deutsche hingegen noch beim Verständnis des Zusammenhangs zwischen Inflation und ihrem Vermögen.
So sehen laut Studie der Bank rund ein Drittel der Befragten keinen Zusammenhang zwischen der Inflation und ihren Ersparnissen. Zwölf Prozent der Umfrageteilnehmer waren sogar der Ansicht, dass Ersparnisse bei hoher Inflation an Wert gewinnen. Und selbst diejenigen, die verstanden haben, dass das Gegenteil der Fall ist, kommen kaum ins Handeln: Nach wie vor horten die Deutschen von ihrem gesamten Geldvermögen in Höhe von rund 7,5 Billionen Euro fast 40% bei Banken und weitere fast 30% bei Versicherungen. Macht in Summe rund 70% des gesamten Geldvermögens bzw. 5 Billionen Euro, die weitgehend unverzinst bei Banken und Versicherungen liegen. Bei über 4% Inflation kostet das deutsche Sparer auf Jahressicht mehr als 200 Mrd. Euro an Kaufkraftverlust. In etwa die Summe, die alle deutschen Arbeitnehmer zusammen an Lohnsteuer zahlen.
Wer nachhaltig Vermögen aufbauen will, muss also Umdenken: Wenn die Preise im Supermarkt und an der Tankstelle steigen, warum dann nicht einfach in Unternehmen investieren, die davon profitieren? Der weltgrößte Lebensmittelhersteller Nestlé zum Beispiel, dessen Produkte wie Nespresso, Nescafé, Vittel, Häagen-Dazs, Maggi, Kitkat oder Smarties die Supermarktregale füllen. Gerade erst gab der Konzern Umsatz- und Gewinnsteigerung bekannt – auch dank Preiserhöhungen. Die Nestlé-Aktie liegt in diesem Jahr bereits über 15% im Plus. Und die steigenden Preise an den Tankstellen, die Autofahrern derzeit die Tränen in die Augen treiben? Führen bei Ölkonzernen wie Total, BP oder Royal Dutch Shell zu klingenden Kassen - samt steigenden Aktienkursen. Zum heutigen Weltspartag sollte das Motto angesichts Inflation und Nullzins darum besser lauten: Investieren statt sparen.