Bei Bombardier gehen die Meinungen in der letzten Zeit sehr stark auseinander. Nachdem der Börsenkurs in den 90er Jahren stetig zulegen konnte, ging die Aktie in den letzten Jahren in den Sinkflug über. Was war passiert?
Die Krise in der Luftfahrtindustrie nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowie Überkapazitäten bei Schienenfahrzeugen haben den Gewinn bei den Kanadiern dahinschmelzen lassen. Derzeit kann Bombardier kaum mehr als eine schwarze Null ausweisen. Zudem hat der Firmenchef Paul Tellier, der in Branchenkreisen als renommierter Sanierer anerkannt ist, vor wenigen Monaten das Handtuch geworfen und ist ein Jahr vor Ablauf seines ursprünglichen Dienstvertrages ausgeschieden. Diese offenkundigen Querelen zwischen Tellier zum einen und der Gründerfamilie, die gleichzeitig die Stimmenmehrheit bei Bombardier hält, zum anderen wirkten ebenfalls belastend auf den Aktienkurs.
Zweifelsohne trägt der eingeschlagene Restrukturierungskurs des Ex-Chefs Tellier
erste Früchte, den auch der Nachfolger Laurent Beaudoin fortsetzen will. Die beiden Hauptsparten (Bahntechnik und Flugzeugbau) fahren nämlich derzeit keine Verluste mehr ein. Gerade die Bahntechnik konnte in diesem Jahr einige Großaufträge an Land ziehen und auch der Bereich der Firmenjets vermeldet wieder bessere Nachrichten. Andererseits darf auch nicht verkannt werden, dass sich nach dem Fortgang von Tellier die neue Managementspitze erst noch behaupten muss. Weiterhin ist die Flugbranche (und
speziell Bombardier) immer noch von den beiden Pleiten der US-Gesellschaften
US Airways und United Airlines belastet, die beide bei Bombardier Flugzeuge
geordert haben und deren Abnahme inkl. Bezahlung nicht geklärt ist. Unter Umständen bleibt Bombardier auf den bestellten Maschinen sitzen.
Bombardier ist mit seinen Liquiditätsreserven derzeit absolut kein Pleitekandidat. Durchaus kann sich die Aktie von ihrem derzeitigen Niveau in kürzester Zeit sogar verdoppeln. Aber die Unsicherheiten rund ums neue Management, die ungeklärte Frage bei den Flugzeugorders und nicht zuletzt die Abstufung der renommierten Rating-Agentur Standard&Poors auf nur noch oberstes Junk-Bond-Niveau sind nicht mehr vereinbar mit unseren strengen Qualitätsmaßstäben im Gemeinschaftsdepot. Deshalb haben wir uns
konsequenterweise von unserem Bestand an Bombardier-Aktien getrennt.