Itzehoer Aktien Club

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Börsen-Krise: Was tun ? 18.09.2008

Banken brechen zusammen, Sparer räumen ihre Konten, die Börse ist im freien Fall. Die Medien sagen bereits den Kollaps des Weltfinanzsystems voraus. Da kann einem als Anleger schon schwindelig werden. Durchatmen, sammeln, klar denken. Im Folgenden möchten wir Ihnen einige Handlungsempfehlungen für die aktuelle Börsenlage geben.


1. Ruhe bewahren
Geraten Sie nicht in Panik und treffen Sie keine übereilten Entscheidungen - weder zum Kauf noch zum Verkauf Ihrer Aktien. Mit zunehmenden Kursschwankungen wächst auch das individuelle Empfinden, selber handeln zu müssen. Entweder um sein Geld vor weiteren Kursverlusten zu schützen oder um Chancen zu nutzen. Leider sind Entscheidungen, die man in solch hektischen Börsenphasen trifft, jedoch meist viel zu stark vom Eindruck der jüngsten Ereignisse geprägt. Das eigentliche langfristig gesteckte Ziel der Anlage bleibt dabei schnell auf der Strecke. Wer in panischen Zeiten an der Börse überstürzt verkauft, stellt hinterher mit hoher Wahrscheinlichkeit fest, dass er nahe dem Tiefpunkt verkauft hat und so einen eventuell hohen, auf alle Fälle aber unnötigen Verlust realisiert hat. Wer hingegen blindlings nachkauft, um seinen Einstiegskurs zu verbilligen, könnte kurze Zeit später feststellen, dass die Kurse nun noch günstiger sind. An Tagen, an denen andere Anleger die Kurse an der Börse panisch auf und ab treiben, gilt daher um so mehr: In der Ruhe liegt die Kraft.


2. Nicht in blinden Pessimismus verfallen
Die Medienlandschaft lebt von Hiobsbotschaften. Schnell verliert man dabei als Anleger eine objektive Sicht der Dinge und lässt sich vom Pessimismus der Berichterstattung anstecken. Fakt ist jedoch: Auch die Subprimekrise hat nicht nur ihre schlechte Seiten. Die Geschwindigkeit mit der aktuell das globale Finanzsystem umgewälzt wird, kann einem zwar Angst machen. Jedoch handelt es sich dabei keinesfalls um ein destruktives Auslöschen der gesamten Finanzbranche, sondern vielmehr um eine Neuordnung der Branche - quasi eine konstruktive Zerstörung. Unternehmen, die sich im Subprimegeschäft verspekuliert haben, gehen unter und werden filetiert oder von Mitbewerbern übernommen. Konzerne hingegen, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, werden als Profiteure gestärkt aus der Krise hervorgehen. Beispiel: Die American International Group (AIG) geriet aufgrund erhöhtem Subprimeengagement jüngst in massive Bedrängnis und erlitt am Montag einen Kursverlust von 80%. Lloyds TSB hingegen vermeldete heute, die angeschlagene HBOS-Bank übernehmen zu wollen und wurde daraufhin mit einem Kursgewinn von 38% gefeiert. Chancen und Risiken liegen daher aktuell nah beieinander.


3. Zertifikate meiden
Dass die Finanzkrise derzeit viele Banken und Versicherungen fest im Griff hält, lässt sich nicht bestreiten. Tatsächlich handelt es sich für die Finanzbranche um die größte und schwerwiegendste Krise seit der großen Depression 1930. Anders als die große Depression ist die aktuelle Krise aber eben ausschließlich eine Krise der Finanzindustrie, die sich in großem Stil mit US-Hypotheken verspekuliert hat. Aufgrund der erheblichen und teils existenziellen Gefahren für viele Banken, sollten Anleger derzeit jedoch extrem vorsichtig sein, Banken ihr Geld anzuvertrauen, wenn dies nicht der Einlagensicherung unterliegt. Genau das tun aber Zertifikate nicht. Wer also in seinem Depot auf Index-, Strategie- oder Garantiezertifikate setzt, geht derzeit ein erhebliches Risiko ein. Sollte nämlich die emittierende Bank in Schwierigkeiten kommen, fällt der Kurs des Zertifikates auch dann, wenn die eigentliche Basis für das Zertifikat, bspw. der DAX-Index, steigt. Sollte es bei der emittierenden Bank sogar zu einer Pleite kommen, wie vor wenigen Tagen im Fall Lehman Brothers, droht im Zertifikat sogar ein Totalverlust. Zertikate sollten Anleger daher derzeit meiden - neben dem Totalverlustrisiko übrigens auch weil für sie der Bestandsschutz bereits abgeschafft wurde und spätestens ab 30.06.09 auf Zertifikate die Abgeltungssteuer anfällt !


4. Depot gegen die Abgeltungssteuer schützen
Die aktuellen Kurskapriolen an der Börse sind ein kurzfristiges Phänomen. Bereits in ein bis zwei Jahren wird die Subprime-Krise an der Börse ebenso in Vergessenheit geraten sein wie schon die Terroranschläge, die Vogelgrippe oder die BSE-Krise. Anders die Abgeltungssteuer: Sie wird Anleger für den Rest ihres Lebens begleiten und jährlich 28% ihrer Erträge kosten. Für vermögende Investoren ist die Abgeltungssteuer damit die größte und teuerste Steuererhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik. Es besteht darum höchste Notwendigkeit, sein Depot gegen die Abgeltungssteuer zu schützen. Dazu eignen sich am besten Fonds, insbesondere Dachfonds. Wer bis 31.12.08 in einen Fonds investiert, hält sich mit dieser Investition auch für zukünftige Kursgewinne dauerhaft die Abgeltungssteuer vom Hals, dem Bestandsschutz für Altanlagen sei Dank. Doch Vorsicht: Bei der Auswahl des richtigen Fonds ist höchste Wachsamkeit geboten. Schließlich muss es sich bei den ausgewählten Investments um Fonds handeln, mit denen man als Anleger über die nächsten Jahrzehnte durch Dick und Dünn gehen kann. Ein Fondswechsel nach 2009 kommt praktisch nicht mehr in Betracht, da man damit die Abgeltungssteuer-Freiheit ein für allemal verlieren würde.


Exkurs: Achtung Fondsfusionen !
Besondere Aufmerksamkeit im Hinblick auf die Auswahl abgeltungssteuervermeidender Fonds müssen Anleger vor dem Hintergrund der aktuellen Bankenfusionswelle walten lassen. Nicht selten werden nämlich im Rahmen einer Bankenfusion die Fondspaletten der beiden fusionierten Banken zusammengeschmolzen. Sitzt man als Anleger nun aber auf einem solchen Fonds und wird im Rahmen einer Fondszusammenlegung in einen anderen Fonds umgebucht, ist die Abgeltungssteuerfreiheit unwiderbringlich verloren. Erhöhte Gefahr von Fondsfusionen drohen derzeit bei DWS und Postbank-Fonds wegen der Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank ebenso wie bei Adig, Dit und Cominvest-Fonds aufgrund der Übernahme der Dresdener Bank durch die Commerzbank.


5. Kaufgelegenheiten nutzen
Langfristig orientierte Investoren, die sich weniger für die Börsenentwicklung der kommenden Monate als vielmehr für die Rendite ihrer Anlage in den kommenden Jahren interessieren, bietet sich aktuell eine wohl einzigartige Kaufgelegenheit. Nicht nur, dass man mit einem Aktienfonds-Investment derzeit die Abgeltungssteuer lebenslang umgeht. Auch lehrt die Geschichte der Börse, dass Zeiten hoher Verunsicherung ausnahmslos hervorragende Kaufgelegenheiten boten. So betrug beispielsweise in den letzten 40 Jahren der durchschnittliche Kursanstieg im MSCI-Welt-Aktienindex in den folgenden fünf Jahren nach einem 20%-Kursrückgang über 100%. Im Schnitt legten Aktien also nach einer 20%-Korrektur wie wir sie im laufenden Jahr bereits hinter uns haben in den kommenden Jahren eine Verdoppelung hin.

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