Itzehoer Aktien Club

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Japans Auswirkung auf die Börse 16.03.2011

Seit dem tragischen Erdbeben in Japan am Freitag, dem 11. März 2011, der darauf folgenden Flutwelle und einem nunmehr drohenden Atom-Unfall hat die japanische Börse den stärksten 2-Tages-Kurseinbruch ihrer Geschichte erlebt. Nachdem die Kurse bereits am Montag um rund 6 % gefallen waren, kamen am heutigen Dienstag weitere 11 % Kursverlust hinzu.

Nachdem die Aktienmärkte in Europa und den USA am gestrigen Montag noch sehr gelassen auf die Katastrophe in Japan reagiert hatten, gerieten die Kurse am Dienstag zunehmend mit in den Abwärtsstrudel. Hauptgrund hierfür ist einerseits die große Verunsicherung über die weitere Entwicklung in den stark beschädigten japanischen Atomkraftwerken sowie die für viele Investoren unklaren Folgen für die Weltwirtschaft.

Im Folgenden wollen wir darum kurz die Auswirkungen für Ihr Investment im IAC sowie die möglichen Folgen für die Weltwirtschaft und die Börse analysieren.


Vorab: Japan-Exposure im IAC
Unter unseren rund 50 internationalen Qualitätsaktien im IAC-Gemeinschaftsdepot befinden sich nur zwei japanische Unternehmen. Es handelt sich dabei um den Elektronikkonzern Canon und das Pharmaunternehmen Takeda. Unsere weiteren Qualitätsaktien kommen nahezu ausschließlich aus Europa und den USA und sind daher nicht unmittelbar von den Ereignissen in Japan betroffen.


Folgen für die japanische Wirtschaft
Die wirtschaftlichen Folgen der Naturkatastrophe für die japanische Wirtschaft dürften sich in Grenzen halten. Bereits 1995 erlebte Japan ein ähnlich schweres Erdbeben in der Region Kobe. Obwohl die wirtschaftlichen Schäden aufgrund der größeren Industriedichte in dieser Region deutlich größer waren als die aktuellen Schätzungen für die diesmal betroffenen nördlichen Küstenregionen Japans, hat sich die japanische Wirtschaft seinerzeit innerhalb weniger Monate vollständig von den durch die Naturkatastrophe angerichteten Schäden erholt.

Glück im Unglück scheint daher beim aktuellen Unglück, dass die betroffenen nördlichen Provinzen in Japan in erster Linie landwirtschaftlich genutzt werden und demzufolge nur für rund 3 % der japanischen Wirtschaftsleistung verantwortlich sind.

Die wirtschaftlichen Risiken würden sich allerdings erhöhen, wenn als Folge eines drohenden Atom-Unfalls weitere Landesteile, möglicherweise inklusive der Metropolregion Tokio, die rund 17 % der japanischen Wirtschaftsleistung erbringt, in Mitleidenschaft gezogen würden.

Selbst ein solches "Worst-Case-Szenario" würde die japanische Wirtschaft allerdings nicht vollständig zusammenbrechen lassen, da diese sich insbesondere auch durch ihr Technologie-Know-How sowie ihre große Exportlastigkeit auszeichnet. Japanische Vorzeigekonzerne wie Toyota, Honda, Mitsubishi, Sony oder Canon, die für einen Großteil der japanischen (Export-)Wirtschaft verantwortlich zeichnen, sind sowohl im Hinblick auf ihre Absatzmärkte als auch hinsichtlich ihrer Produktionsstätten weltweit diversifiziert.

Da nur ein regional begrenzter Teil Japans von den Folgen der Naturkatastrophe sowie eines möglichen Nuklear-Unfalls betroffen ist, halten wir die wirtschaftlichen Folgen für die japanische Volkswirtschaft für durchaus verkraftbar.


Folgen für die Weltwirtschaft
Japan zählt zu den größten und demzufolge wichtigsten Industrienationen der Welt. Trotzdem macht der gesamte Anteil Japans nur rund 4 % am Welthandel aus. Von der japanischen Wirtschaftsleistung wiederum ist wie vorstehend dargestellt nur ein geringer Teil von den Folgen der Natur- und Atomkatastrophe betroffen. Bezogen auf die Weltwirtschaft ist der unmittelbare wirtschaftliche Einfluss der Katastrophe in Japan also verschwindend gering.

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die japanische Wirtschaft extrem exportlastig ist und große Handelsüberschüsse erwirtschaftet. Während Japan also in großem Umfang Kraftfahrzeuge und Unterhaltungselektronik in der Welt verkauft, tritt es auf dem Weltmarkt nur in geringerem Umfang als Abnehmer von Waren und Dienstleistungen auf.

Sollte es als Folge der Katastrophe entgegen unseren Erwartungen doch zu einem nachhaltigen Einbruch der japanischen Wirtschaftsleistung kommen, wären die Effekte für die Weltwirtschaft zweigeteilt: Ein Rückgang der ohnehin nur geringen japanischen Importe wäre für die meisten Handelspartner problemlos zu verkraften. So gehen beispielsweise gerade einmal rund 2 % der deutschen Exporte nach Japan.

Der als Folge eines Wirtschaftseinbruches zu verzeichnende Exportrückgang japanischer Produkte in den Rest der Welt, würde hingegen bei ausländischen Konkurrenten japanischer Unternehmen sogar wirtschaftliche Chancen bedeuten: Wäre beispielsweise Toyota gezwungen, seine Produktion aufgrund der angefallenen Schäden an Infrastruktur und Produktionsanlagen in Japan über einen längeren Zeitraum signifikant zurückzufahren, würde die Weltmarktnachfrage von Mitbewerbern wie beispielsweise VW befriedigt.

Während also eine ohnehin unwahrscheinliche nachhaltige Wirtschaftskrise in Japan für die Weltwirtschaft von untergeordneter Bedeutung sein würde, könnten Mitbewerber japanischer Konzerne in einigen Fällen sogar von einer vorübergehend eingeschränkten Konkurrenzfähigkeit ihrer japanischen Konkurrenten profitieren. Wir halten diesen Effekt allerdings für nebensächlich, da wir wie zuvor ausgeführt, nicht davon ausgehen, dass die japanische Wirtschaft tatsächlich nachhaltig unter den Folgen der Naturkatastrophe zu leiden hat.


(Börsen-)Psychologische Folgen
Während die unmittelbaren Folgen der Naturkatastrophe sowohl auf die japanische als auch auf die Weltwirtschaft nur gering sein sollten, birgt das emotionale Potenzial der Nachrichtenlage durchaus Risiken. Insbesondere ein drohender Atom-Unfall versetzt Anleger global in Angst und Schrecken. Allein die Angst vor negativen Folgen auf die Weltwirtschaft kann darüber hinaus weitere Unsicherheit und demzufolge Kursverluste an der Börse bedeuten. Die Börse ist kurzfristig bekanntlich zu 90 % psychologiegetrieben – und sie neigt zu Übertreibungen.

Es ist also durchaus möglich, dass aufgrund der Nachrichten aus Japan in den folgenden Tagen vermehrt Anleger unsicher werden und sich unüberlegt und vorschnell von ihren Aktien trennen – obwohl diese eventuell sogar indirekt von der Katastrophe profitieren könnten ( z. Bsp. Solar-Aktien, japanische Bauwerte, unmittelbare Konkurrenten betroffener japanischer Unternehmen). Ein weiterer Kursrückgang wäre die Folge, auch ohne dass es dafür rationale wirtschaftliche Gründe gibt. Ob es aber tatsächlich zu einer eher panikartigen Reaktion der Anleger kommt oder nicht, ist nicht vorhersehbar. Klar ist allerdings: Sollte es zu weiteren psychologisch begründeten Kursverlusten kommen, ohne dass diese durch eine Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfeldes begründet sind, ergeben sich daraus erstklassige Kaufkurse.

Dies gilt umso mehr, da die Weltkonjunktur nach der schlimmsten Rezession seit 70 Jahren gerade erst wieder auf den Erholungspfad zurückgekehrt ist und der konjunkturelle Aufschwung daher noch jung ist. Sowohl aus fundamentaler Sicht (Kurs-Buchwert-Verhältnis, KGV, Dividendenrendite) als auch unter Berücksichtigung der langfristigen Börsenentwicklung befinden sich Aktien derzeit am unteren Rand ihres langfristigen Bewertungskorridors. In den kommenden Jahren sollten daher mit Aktien zweistellige Renditen erzielbar sein.