Hund und Herrchen 28.07.2004
Börsenaltmeister Kostolany verglich den Lauf von Börse und Wirtschaft einmal mit einem Spaziergang von Hund und Herrchen: Das Herrchen, stellvertretend für die Wirtschaft, geht seinen Weg mit fast konstanter Geschwindigkeit. Der Hund hingegen, stellvertretend für die Börse, bleibt manchmal weit zurück, um ein andermal vorauszulaufen. Früher oder später kommt er jedoch immer wieder zum Herrchen zurück. Am Ende erreichen beide zusammen das Ziel, welches das Herrchen angesteuert hat.
Werfen wir also einen aktuellen Blick auf Börsen-Hunde und Unternehmens-Herrchen: Herrchen "Mc Donalds" meldet für das 2. Quartal einen 17-Jahres-Rekord beim Umsatzwachstum und steigert gleichzeitig den Gewinn pro Aktie auf ein Rekordhoch. Hund "Mc Donalds-Aktie" hingegen ist noch 110 % vom bisherigen Rekordhoch entfernt. Herrchen "Intel" schreitet mit Riesenschritten voran und meldet einen Gewinnanstieg um 100 %. Hund "Intel-Aktie" hingegen reagiert darauf mit einem Satz zurück: Minus 9 % im Juli. Herrchen "Samsung" marschiert mit einer Gewinn-Verdreifachung dynamisch vorwärts. Hund "Samsung-Aktie" hingegen legt einen Zwischenspurt in die andere Richtung ein: 20 % Kursrückgang zwischen Mai und Juli.
Und schlussendlich Herrchen "Microsoft": Der Konzern sitzt derzeit auf 56 Mrd. USD - dem größten Geldberg, den jemals ein Unternehmen besessen hat. Und jeden Monat kommt eine weitere Mrd. USD hinzu. Man ersäuft förmlich im Geld und hat darum angekündigt, in den kommenden vier Jahren 75 Mrd. USD an die Aktionäre auszuschütten. Die höchste Ausschüttung der Wirtschaftsgeschichte. Und was macht Hündchen "Microsoft"? Die Aktie streunt in einer Entfernung von 150 % zum Allzeithoch umher.
Die Reihe an Beispielen zwischen dynamisch voranschreitenden Unternehmens-Herrchen und weit zurückgebliebenen Aktien-Hunden ließe sich endlos fortführen. Herrchen "Weltwirtschaft" schickt sich gar an, im laufenden Jahr so schnell zu wachsen wie seit 20 Jahren nicht mehr. Hund "Welt-Börse" hingegen rührt sich seit Jahresanfang nicht von der Stelle.
Wenn Börsenaltmeister Kostolany mit seinem Vergleich von Börse und Wirtschaft mit Hund und Herrchen also nicht vollkommen daneben liegt, muss Hund "Börse" also über kurz oder lang zu einer gewaltigen Aufholjagd ansetzen. Nicht auszuschließen, dass er zuvor noch dem ein oder anderen Kaninchen Namens "Zinsangst" oder "Ölpreisanstieg" hinterher jagt und sich dabei noch etwas weiter vom Herrchen entfernt. Letztendlich kann aber selbst das die anschließende Aufholjagd zum dynamisch voranschreitenden Herrchen nur vergrößern.