Itzehoer Aktien Club

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Angst vorm Bank-Run 31.05.2012

greeceDie Euro-Krise ist zurück. Stärker und bedrohlicher als je zuvor. Zwar hatte Griechenland erst vor wenigen Wochen eine faktische Staatspleite erklärt und sich so auf einen Schlag rund eines Drittels seiner Staatsschulden entledigt. Doch das Land kommt trotzdem nicht auf die Beine. Nun müssen die Griechen am 17. Juni darüber entscheiden, ob sie auch den Rest ihrer Staatsschulden prellen und aus der Euro-Zone austreten, um mit einer schwachen Drachme wieder konkurrenzfähig zu werden. Oder, ob sie sich über die nächsten Jahre weiteren harten Sparmaßnahmen und Lohnkürzungen unterwerfen wollen, um in der Euro-Zone bleiben zu können. Aktuellen Umfragen zufolge stehen die Chancen derzeit 50/50.

Sollte es tatsächlich zu einem Sieg der Linkspartei und damit zum Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone kommen, könnte dies das Bank- und Geldsystem in Europa zum Zusammenbruch bringen. Die Abläufe wären in etwa folgendermaßen: Die Griechen, die bereits in den letzten Tagen begonnen haben, verstärkt ihre Euros von den Banken abzuheben und unter dem Kopfkissen zu horten, würden im Falle einer beschlossenen Wiedereinführung der Drachme die Banken stürmen, um ihr Geld zu retten. Wer will schon, dass seine sauer verdienten Euro-Guthaben auf dem Bankkonto in wertlose Drachmen umgestellt werden ? Die griechischen Banken wären innerhalb weniger Tage zahlungsunfähig. Da mit dem Euro-Austritt auch der Anspruch auf Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm erlischt, gäbe es für das kollabierende Bankensystem keine Hilfe mehr.

Griechische Unternehmen mit Krediten bei europäischen Banken oder Zahlungsverpflichtungen aus Lieferungen von europäischen Zulieferern, könnten ihre Verbindlichkeiten ebenfalls nicht mehr bezahlen, da sich ihr Schuldenstand bei einer erwarteten Abwertung der neuen Drachme gegenüber dem Euro in Höhe von mindestens 50 % sofort verdoppeln würde.

Die verbliebenen griechischen Staatsschulden, die laut Programm der Linkspartei ebenfalls nicht mehr zurückgezahlt werden sollen, und die in den vergangenen zwei Jahren zentraler Punkt der Debatte um eine Griechenpleite waren, wären da nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein der vernichteten Milliarden.

Den Schaden in Form von Verlusten tragen jedoch zum großen Teil nicht die Griechen selbst, sondern alle, die dem griechischen Staat, den griechischen Banken und der griechischen Privatwirtschaft Geld geliehen haben: die EZB, der Euro-Rettungsschirm, die anderen Euro-Staaten bzw. deren Steuerzahler, europäische Großbanken sowie Unternehmen und Zulieferer wie beispielsweise deutsche Maschinenbauer und Autohersteller, die auf den offenen Rechnungen der Griechen sitzenbleiben.

Die anfallenden Verluste wären auf einen Schlag um ein Vielfaches höher als die, die bisher die Euro-Zone erschüttert haben.

Und dieses Szenario würde Europa zu einem Zeitpunkt treffen, zu dem die gesamte südliche Euro-Zone bereits selbst am Rande einer Rezession steht und unter massivem Vertrauensverlust in die Rückzahlungsfähigkeit ihrer eigenen Staatsschulden leidet. Allen voran Spanien, das in diesen Tagen rekordhohe Zinsen auf seine Staatsanleihen zahlen muss, eine Arbeitslosenquote von knapp 25 % erreicht hat und bereits selbst ein Kandidat für den Euro-Rettungsschirm ist. Schnell könnten da auch spanische Anleger auf die Idee kommen, es den Griechen gleichzutun und ihr sauer verdientes Geld von den wankenden spanischen Banken abzuziehen, um es anderswo in Sicherheit zu bringen. Das wiederum würde das spanische Bankensystem endgültig zu Fall bringen. Weitere Dominosteine würden fallen. Der schrittweise Zusammenbruch der Euro-Zone inklusive Zusammenbruch des Bank- und Finanzsystems letztlich auch in Deutschland wäre in vollem Gange.

Ich will das Horrorszenario gar nicht weiter ausmalen, doch möchte ich Ihnen die Fakten nicht vorenthalten: In der jüngsten Umfrage der Financial Times Deutschland kommen die angesehensten Wirtschaftsexperten des Landes, darunter Bert Rürup, zu folgender Einschätzung:

"Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten Wochen oder Monaten innerhalb der Euro-Zone zu einem Bank-Run kommt, schätzt fast zwei Drittel der Befragten als groß ein - die Hälfte sogar als sehr groß.", Quelle: ftd.de

Kann man angesichts dieses Schreckensszenarios überhaupt noch auf Aktien setzen ? Man kann nicht nur, man muss ! Allein schon mangels Alternativen. Oder glauben Sie, es ist eine gute Idee, angesichts eines sich in Europa abzeichnenden Bank-Runs - eines Ansturms der Anleger auf die Banken, um ihr Geld abzuheben, also - sein Geld noch bei der Bank liegen zu lassen ? Oder erscheint es Ihnen vielleicht als gute Alternative, Ihr Geld schnell noch in den bereits um 700 % gestiegenen Goldpreis zu investieren ? Oder in ebenfalls utopisch teure Immobilien in Deutschland, die letztlich im Falle einer Eskalation der Krise den gleichen Kursverfall erleiden werden, wie griechische, irische und spanische Immobilienpreise ihn schon erlebt haben ? Wohl kaum.

Fakt ist zudem: Im Gegensatz zu Geldwerten hat der Sachwert Aktie in den Staatspleiten und Währungsreformen der vergangenen Jahrhunderte ausnahmslos seinen Wert erhalten. Die Industriellen-Familie Quandt hielt vor dem Zweiten Weltkrieg ein Aktienpaket an BMW, und auch noch nach Zweitem Weltkrieg, Inflation und Währungsreform. Sie hat damit ihr Vermögen über Generationen erhalten. Andere, die ihr Vermögen in Geldwerten hielten, hatten mit der Währungsreform im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg alles verloren. Gerade in kritischen Zeiten bieten Aktien daher trotz hoher Kursschwankungen die grundsätzliche Sicherheit des Substanzerhaltes.

Und entscheiden sich die Griechen am 17. Juni für einen Verbleib in der Euro-Zone und der Kollaps bleibt aus, dann wird die darüber aufkommende Erleichterung am Finanzmarkt die Börsenkurse ohnehin nach oben treiben und für schöne Gewinne sorgen.

Fazit: Sicherheit im Krisenfall und schöne Gewinne, falls es vorerst doch noch nicht zum Kollaps kommt und die Krise weiter vor sich hinschwelt. Ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis als die Aktie bietet derzeit keine andere Anlageform.


Mit besten Grüßen


Ihr


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