Itzehoer Aktien Club

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Rückblick nach China 30.08.2012

china-blaseIn gleichem Maße, wie die Euro-Krise seit Ausbruch vor zwei Jahren zunehmend die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich zieht, geriet das Thema China in den letzten Monaten mehr und mehr in den Hintergrund.

Grund genug, das Reich der Mitte einmal in den Fokus zu nehmen. Zur Erinnerung: Ab dem Jahr 2005 entwickelte sich der chinesische Aktienmarkt zusehends zu dem Modethema schlechthin. Hohe Wachstumsraten der chinesischen Volkswirtschaft lockten Jahr für Jahr neue Rekordinvestitionen in das Land - und an die chinesische Börse. Die Kurse liefen wie verrückt. Die Wirtschaftsteile der Tageszeitungen sowie die einschlägigen Börsenmagazine pfiffen es wie Spatzen von den Dächern: Wer jetzt nicht in China-Aktien investiert, ist selber Schuld.

Auch viele Privatanleger ließen sich von dieser Börseneuphorie anstecken und trieben die Kurse von China-Aktien in ungeahnte Höhen. Allein zwischen 2005 und 2007, in gerade einmal zwei Jahren, vervierfachte sich die Börse in China. Die Euphorie war riesig. Die Wachstumsstory war stimmig. Die Party war perfekt !

Mitten in dieser China-Euphorie warnten wir im IAC zunehmend lauter, dass auch diese Blase irgendwann platzen würde und dass die Parallelen zum Neuen Markt kaum zu übersehen seien. Lesen Sie dazu gern nochmal unsere Börsenkommentare aus Mai 2007 und November 2007. Im Herbst 2006 widmeten wir gar unser gesamtes Börsen-Seminar der Warnung vor dem China- und Rohstoffboom. Doch wie so oft, wenn eine Party in vollem Gange ist, findet die Warnung vor dem folgenden Kater nur selten Gehör.

Wie also steht es heute um die Wachstumsstory China und die Depots der Privatanleger mit chinesischen Aktien und Fonds ? Nun, wer in der aktuellen Wirtschaftspresse vor lauter Artikeln über die Euro-Krise vereinzelt nochmal einen Artikel über China liest, stellt fest: Ganz so rosig scheint es auch im Reich der Mitte nicht mehr zu laufen. Gerade letzte Woche berichtete die "Welt" in einem großen Artikel mit dem Titel "Investoren fürchten den großen China-Kollaps" auszugsweise wie folgt:

"Um zu erkennen, was in China schief läuft, muss man nur offenen Auges durchs Land fahren. Beispiel Chenggong: Die Trabantenstadt in der südchinesischen Provinz Kunming besteht aus rund 100.000 Apartments. Sie stehen komplett leer. Beispiel Yujiapu: Im neuen Geschäftszentrum von Tianjin entsteht derzeit so viel neue Bürofläche, dass es 25 Jahre dauern dürfte, diese zu füllen – bei den aktuellen Wachstumsraten. Beispiel New South China Mall: Der riesige Shopping-Komplex in der südchinesischen Stadt Dongguang mit Platz für 1500 Geschäfte steht praktisch komplett leer.

Die Liste wäre unendlich fortzusetzen. Der Bauboom der vergangenen Jahre in China hat zu Überinvestitionen in gigantischem Ausmaß geführt. Die Preise für Wohnimmobilien sind daher in den vergangenen Monaten bereits deutlich gesunken....

Doch nicht nur der Immobilienmarkt ist überhitzt. Auch viele Industrieanlagen stehen ungenutzt herum, die Maschinen in den Fabriken sind gerade noch zu 60 Prozent ausgelastet, vor Beginn der Finanzkrise lag der Wert bei 80 Prozent, vor zehn Jahren sogar bei 90 Prozent. Mehr noch: Auch die Infrastruktur ist inzwischen mindestens ausreichend ausgebaut. Jede größere Stadt hat schon einen nagelneuen Flughafen, Hochgeschwindigkeitstrassen durchschneiden das ganze Land, das Autobahnnetz ist bestens in Schuss.

Irgendwann ist einfach alles gebaut, selbst in einem Riesenreich wie China. Doch genau das ist das Problem. Denn derartige Investitionen waren zuletzt für rund fünf Prozentpunkte des Wirtschaftswachstums von etwa acht Prozent verantwortlich. Das heißt: Wenn die Investitionen ab jetzt nur konstant bleiben, also nicht weiter wachsen, dann sinkt die Wachstumsrate um fünf Prozentpunkte."

csiDie wirtschaftliche Lage in China scheint demnach heute lang nicht mehr so rosig, wie noch zu Zeiten der China-Euphorie vor 5 Jahren. Und die Aktienkurse ? Die haben seit ihren Höchstkursen in 2007 fast 70 % verloren ! Und der Boden scheint angesichts der vorhandenen wirtschaftlichen Probleme noch nicht erreicht.

Fazit:
Heute, fünf Jahre nach dem Höhepunkt der China-Euphorie, zeigt sich: Auch im Reich der Mitte folgt auf eine ausschweifende Börsen-Party am Ende der Katzenjammer. Darin unterscheidet sich China nicht vom Neuen Markt und allen anderen Börsen-Blasen in der Geschichte. Wohl dem, der die Party wie von uns empfohlen gemieden oder zumindest rechtzeitig verlassen und sich so die Kopfschmerzen über 70 % Kursverlust mit seinen China-Aktien erspart hat.


Mit besten Grüßen


Ihr


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