Itzehoer Aktien Club

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Zypern als Vorbild ? 27.03.2013

ZypernkriseWer dereit die Nachrichten verfolgt, kann sich das Lesen von Wirtschaftskrimis wahrlich sparen. Und gleichzeitig kann man noch wichtige Lektionen im Fach Wirtschaft für das eigene Leben lernen. Die Rede ist natürlich von den Vorgängen in Zypern.

Kurz zur Erinnerung: Vor ziemlich genau einem Jahr verordnete die Euro-Zone dem vollkommen überschuldeten Griechenland einen Schuldenschnitt. Anleger, die dem griechischen Staat ihr Geld geliehen hatten, verloren dadurch unwiderruflich rund 70% ihrer Ersparnisse.

Dummerweise waren davon nicht nur Privatanleger betroffen, sondern vor allem Banken. Insbesondere zypriotisch Banken hatten dem griechischen Staat Milliarden geliehen, die sie aufgrund des Schuldenschnitts zum Großteil abschreiben mussten. Milliardenverluste waren die Folge. Die aktuelle Pleite der zypriotischen Banken ist also ein klarer Dominoeffekt des griechischen Schuldenschnitts aus dem Vorjahr.

Nachdem die Euro-Retter bereits die spanischen Banken sowie Portugal, Irland und Griechenland gerettet haben und den europäischen Steuerzahlern verständlicherweise langsam die Lust daran vergeht, ständig neue Rettungsmilliarden nach Südeuropa zu überweisen, sitzen weitere Rettungsmilliarden im Falle Zyperns nun nicht mehr so locker. Die Suppe auslöffeln sollen diesmal darum nicht die Euro-Retter bzw. deren Steuerzahler, sondern zumindest zu rund einem Drittel die Zyprioten selbst. Genauer gesagt die Bankkunden, die ihr Erspartes auf Sparbüchern, Festgeldern und Girokonten bei den insolvenzbedrohten zypriotischen Banken angelegt haben. Laut aktuellsten Planungen sollen Anleger, je nachdem bei welcher Bank sie ihr Geld angelegt haben, zwischen 40% und 90% ihrer Bankeinlagen verlieren. Zum Schutz von Kleinanlegern sind die ersten 100.000 Euro pro Anleger jedoch vor dieser Maßnahme geschützt.

Richtig so, mag man meinen. Haben doch vor allem russische Großanleger und andere Steuerflüchtlinge ihr Geld bei zypriotischen Banken gebunkert. Und warum sollte die deutsche Krankenschwester mit ihrer Einkommensteuer auf harte und ehrliche Arbeit den russischen Schwarzgeld-Milliardär retten ?

Sichtlich zufrieden trat denn auch die Bundeskanzlerin nach Bekanntgabe der harten Bedingungen für die Zypern-Rettung vor die Presse und ließ verlauten, man habe eine gerechte Lösung gefunden.

Aber ist die Lösung wirklich gerecht ? Wie fair mag die Zwangsabgabe auf Bankguthaben beispielsweise dem britischen Rentner-Ehepaar vorkommen, von dem in der Presse berichtet wurde. Die beiden Rentner hatten wenige Tage vor der Schließung der Banken noch einen Betrag von 200.000 Euro auf ihr zypriotisches Konto überwiesen, um mit dem Geld ein Ferienappartement als Altersruhesitz zu erwerben. Der Kaufvertrag war bereits unterschrieben. Wenn es ganz schlecht läuft, bleiben dem britischen Rentnerpaar nach Abzug der Zwangsabgabe nun nur noch 110.000 Euro von ihrem Ersparten über. Woher die verlorenen 90.000 Euro zum Bezahlen des Appartements kommen sollen, ist ihr Problem. Ein Rücktritt vom Kaufvertrag ist jedenfalls nicht möglich. Schließlich hat auch der Verkäufer des Appartements ein berechtigtes Interesse an der Vertragseinhaltung.

Ein Einzelschicksal mag man meinen. Ebenso wie das von tausenden zypriotischen Sparern, die in den Wochen vor der Schließung ihrer Banken Auszahlungen ihrer Lebensversicherungsverträge, Geld aus Immobilienverkäufen oder Erbschaften auf ihr Konto überwiesen bekommen haben. Oder, die einfach nur ihre Ersparnisse für das Alter trotz niedriger Zinsen auf dem Bankkonto angespart haben, weil sie es dort in Sicherheit wähnten. Ein Großteil dieser Gelder ist nun verloren. Im schlimmsten Falle sind die Ersparnisse eines ganzen Lebens betroffen. Der lange geplante Ruhestand dürfte dann wohl ziemlich düster aussehen.

Betroffen von der Bankpleite sind übrigens nur die Einlagen der Kunden, also Sparguthaben, Girokonten sowie Fest- und Tagesgelder. Völlig unberührt bleiben hingegen Aktien, Fondsanteile und andere Wertpapiere. Denn diese werden, ebenso wie der Inhalt eines Schließfaches, von der Bank nur verwahrt und fließen daher nicht in die Insolvenzmasse der Bank. Wer also 200.000 Euro auf dem Sparbuch hat, verliert im ungünstigsten Fall 90% des über 100.000 Euro hinausgehenden Betrages, also 90.000 Euro. Wer hingegen 2 Mio. Euro in Aktien und Fonds bei der gleichen Bank im Depot liegen hat, verliert keinen Cent.

Warum erzähle ich Ihnen so ausführlich von den Ereignissen auf Zypern?

Nun, erstens liegt es mir am Herzen, darauf hinzuweisen, dass es, wenn es hart auf hart kommt, keine faire Lösung mehr gibt. Egal, wie man eine Staats- oder Bankpleite abwickelt, immer werden Menschen ihr Geld und damit ihre Perspektive verlieren, die keine Schuld an dem Desaster trifft und die es eigentlich nicht verdient haben. Als Anleger sollte man in der aktuellen Situation daher nicht darauf bauen, dass die Politik schon eine gerechte Lösung für die Euro-Krise finden wird, sondern vielmehr nach dem Motto handeln "rette sich, wer kann".

Zweitens ist das, was Bankkunden derzeit in Zypern widerfährt, genau das, wovor wir im IAC seit Ausbruch der Euro-Krise vor drei Jahren regelmäßig warnen. Letztlich kann die Verschuldung in Europa nicht immer munter weitergehen und genauso wenig kann dauerhaft jedes Land, jede Bank und jeder Anleger vor der Pleite gerettet werden, auch wenn die Fairness dabei auf der Strecke bleibt. Am Ende droht dann nämlich den Rettern selbst die Pleite. Daher muss über kurz oder lang jeder Anleger selbst wieder das Risiko tragen, das er eingeht, wenn er sein Geld verleiht, sei es nun dem Staat, einer Firma oder einer Bank.

Und drittens hat der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, genau das auf den Punkt gebracht, als er vor wenigen Tagen gesagt hat, dass Zypern als Beispiel für andere Pleitekandidaten in der Euro-Zone gelten kann.

Fazit:
Angesichts der nach wie vor ungelösten Euro-Krise und weiter beständig zunehmender Probleme in den Krisenländern sind weitere Staats- und Bankpleiten nur eine Frage der Zeit. Wer als Anleger vor diesem Hintergrund nicht sein gesamtes Vermögen riskieren will, findet Sicherheit nur in Sachwerten sowie in Geldwerten außerhalb des Euro-Raumes. Aktien, insbesondere internationale Qualitätsaktien, erfüllen beide Kriterien gleichzeitig und bieten vor diesem Hintergrund einen sicheren Hafen vor staatlichen Enteignungen und Bankpleiten. Trotz desaströser Italienwahl und Zypern-Krise liegen unsere Qualitätsaktien auch in diesem Jahr schon wieder deutlich im Plus. Seit Ausbruch der Euro-Krise summiert sich der Kursgewinn bereits auf über 70 %.

 


Mit besten Grüßen


Ihr


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