Itzehoer Aktien Club

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Alle Jahre wieder... 30.12.2013

Prognostiker...kommt nicht nur das Christkind auf die Erde nieder, sondern verschaffen sich auch die Banken mit ihren Börsenprognosen für das neue Jahr Aufmerksamkeit unter den Anlegern. Auch in diesen Tagen lesen Sie daher allerorten die Börsen-Prophezeiungen der vermeintlichen Kapitalmarkt-Hellseher.

Viel spannender allerdings als die Prognosen für das bevorstehende Jahr finde ich persönlich immer, die Prognosen vom letzten Jahr auf ihre Treffgenauigkeit hin zu überprüfen. Und da kommt man angesichts des kollektiven Prognoseversagens der Banken Jahr für Jahr aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Hier einmal die Bilanz der Börsenprognosen 2013:

Im Durchschnitt prognostizierten die im Januar 2013 von der Tageszeitung „Die Welt“ befragten 32 führenden Banken für den DAX einen Jahresendstand von 8.022 Punkten zum 31.12.2013. Angesichts des damaligen DAX-Standes von 7.775 Punkten entsprach dieses einem prognostizierten DAX-Anstieg von rund 3 %. Die Prognose-Spanne der Banken reichte dabei von pessimistischen 7.200 Punkten bzw. -7 % von der ING-DiBa, bis hin zu 8.890 Punkten bzw. +14 %, prognostiziert von der japanischen Bank Nomura.

Zwar fehlen uns noch wenige Handelsstunden bis zur endgültigen Feststellung der Jahresendstände, doch soviel lässt sich jetzt schon sagen: Bei einem aktuellen DAX-Stand von rund 9.580 Punkten beträgt der Zugewinn in 2013 nicht wie prognostiziert rund 3 %, sondern vielmehr stolze 26 %. Keine einzige der 32 befragten Banken prognostizierte auch nur annähernd das richtige Ergebnis. Im Durchschnitt lagen die Prognostiker sogar um über 1.500 Punkte bzw. 19 % daneben. Allesamt lagen zudem unterhalb des tatsächlichen Endstandes. Dass mit der japanischen Nomura auch noch ausgerechnet eine Bank vom anderen Ende der Welt den besten Tipp für das deutsche Börsenbarometer abgegeben hat und sich so den Titel "Einäugige unter den Blinden" sichert, hat dabei noch seine eigene Ironie. Die ING-DiBa jedenfalls mit ihrer über 30 % danebenliegenden Prognose sollte, anstatt sich im Vorhersagen von Börsenständen zu versuchen, besser bei dem bleiben, wofür sie bekannt ist: dem Angebot von Tagesgeldkonten.

Sie meinen, ich gehe mit den Banken zu hart ins Gericht ? Schließlich hat der deutsche Aktienindex ja in 2013 ein wirklich außergewöhnlich gutes Jahr hingelegt, was von niemandem so erwartet worden war. Das ist wohl wahr. Allerdings ist das Vorhersehen des Unvorhersehbaren ja nun einmal gerade per Definition Anspruch und Mehrwert eines Prognostikers. Wer nur das Vorhersehbare prognostiziert, wie beispielsweise, dass auch nächstes Jahr Weihnachten wieder in den Dezember fällt, hat als Prognostiker jedenfalls den Beruf verfehlt.

Doch drücken wir in Bezug auf die misslungenen DAX-Prognosen der Banken mal zwei Augen zu und schauen uns stattdessen die Prognosen der Finanzinstitute für den Goldpreis an: Mit einer Spanne von 1.800 USD bis 2.100 USD, sowie einem Mittelwert von rund 1.900 USD pro Gold-Unze lagen die Banken hier noch katastrophaler daneben. Selbst die beste Prognose lag noch rund 50 % höher als der Goldpreis aktuell mit rund 1.200 USD steht ! Da hätte selbst der als Börsenmythos bekannte, mit Dartpfeilen auf einen Kurszettel zielende Affe nicht weiter daneben liegen können.

Halten wir darum fest: Börsenprognosen für das kommende Jahr - auch die für das Jahr 2014 - sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Ganz im Gegenteil: Die Banken machen sich mit ihren alljährlich gewichtig von ihren führenden Analysten präsentierten Prognosen ein ums andere Mal lächerlich. Und alles nur, um durch die mediale Veröffentlichung der abgegebenen Prognose etwas öffentliche Aufmerksamkeit, und im besten Fall noch Reputation, zu erhaschen. Wer es wagt, eine öffentliche Börsenprognose abzugeben, die dann auch noch in den Medien abgedruckt wird, muss doch wohl etwas von seinem Handwerk verstehen - denkt zumindest der unaufgeklärte Anleger.

Aufgeklärte Investoren wissen hingegen: Die Börse ist auf kurze Zeiträume einfach nicht prognostizierbar. Viel zu viele unvorhersehbare Ereignisse beeinflussen im Laufe eines Jahres die Gemütslage der Anleger. Banken, die selbst diese simple Börsenregel nicht beherrschen, sollten Anleger darum besser nicht mit ihren Prognosen belästigen. Das spart eine Menge Papier. Und schon gar nicht sollten solche Banken mit eigenem Geld bzw. dem der Kunden im großen Stil an der Börse mitmischen. Das hätte den Steuerzahler auch noch die eine oder andere Rettungsmilliarde erspart.

In diesem Sinne: Einen prognosefreien und trotzdem guten Rutsch ins neue Jahr !


Mit besten Grüßen


Ihr


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