Itzehoer Aktien Club

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Alle Monatskommentare aus dem Jahr 2004:

29.12.2004 Gedanken zum Jahresende
26.11.2004 Immo-Fonds in der Krise
25.10.2004 Jetzt noch schnell Steuern sparen ?
27.09.2004 Suche nach Alternativen
30.08.2004 Fakten zum Öl
28.07.2004 Hund und Herrchen
22.06.2004 Hyperinflation ?
21.05.2004 Zinsangst
01.04.2004 Ein Blick zurück...
01.03.2004 Renten-Träume
01.02.2004 Qualität ist Trumpf
08.01.2004 Magere Gewinne

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Jetzt noch schnell Steuern sparen ? 25.10.2004

Die Steuerfreiheit der Lebensversicherungen fällt zum 31.12.2004. Kein Wunder also, dass die Versicherungsbranche derzeit zum Einstieg in Lebensversicherungen trommelt wie selten zuvor. "Dieses Jahr noch schnell einen Vertrag abschließen und dauerhaft die Steuerfreiheit sichern", so der einheitliche Lockruf der Branche. Aber lohnt es wirklich, noch schnell eine Lebensversicherung abzuschließen?

Die Antwort ist ganz klar "Nein!". Werfen wir dazu einen Blick auf die Funktionsweise von Lebensversicherungen. Versicherer sammeln die Beiträge ihrer Kunden in einem grossen Topf an und investieren dieses Geld, ähnlich wie in einem Fonds, in verschiedene Anlagen. Vom Anlageerfolg in diesem sogenannten Deckungsstock hängt nun die Rendite ab, die die Kunden mit ihrer Lebensversicherung erzielen. Auch Lebensversicherungen sind also abhängig vom allgemeinen Kapitalmarkt-Umfeld. Für eine Prognose über die zukünftige Rendite von Lebensversicherungen reicht folglich ein Blick darauf, wie die Versicherer die Kundengelder im Rahmen des Deckungsstocks investieren.

Das Ergebnis: Etwa 75 % des Geldes fließt in Anleihen, 10 % in Aktien, weitere 10 % in Immobilien und 5 % in sonstige Anlagen. Da die Versicherer bei der Aufteilung der Kundengelder engen gesetzlichen Vorschriften unterliegen, weichen diese Zahlen von Versicherer zu Versicherer nicht wesentlich ab.

Betrachten wir nun die zu erwartenden Renditen der einzelnen Anlagen: Anleihen rentieren derzeit mit 3,9 % pro Jahr (=zehnjährige Bundesanleihe), Aktien brachten es langfristig auf 9-12 % und Immobilien werfen aktuell gerade mal magere 3 % ab. Gewichten wir diese Renditen unter Berücksichtigung der vorab dargestellten Aufteilung, ergibt sich für den gesamten Deckungsstock eine zu erwartende Rendite von gut 4,5 %.

Nun wäre das natürlich unter Berücksichtigung der bis zum 31.12.2004 geltenden Steuerfreiheit ein durchaus akzeptables Ergebnis. Allerdings haben wir die Rechnung bis hierher noch ohne den Wirt, sprich "die Versicherung" gemacht. Denn natürlich fallen für Verwaltung, Vertrieb und Übernahme des Todesfallrisikos gehörige Kosten an. Diese mindern die Rendite für den Anleger je nach Versicherungsgesellschaft, Einstiegsalter und Gesundheitszustand des Kunden um 1,5 - 2,5 % pro Jahr. Für den Anleger bleiben also 2-3 % Rendite nach Kosten.

Aber auch hier gibt es noch einen Haken: Nach dem Motto "zuerst die Versicherung, dann der Kunde" verstehen es nämlich die Versicherer, in einem komplizierten Berechnungsverfahren namens "Zillmerung", den größten Teil der insgesamt anfallenden Kosten des Versicherungsvertrages an den Anfang der Vertragslaufzeit zu legen. Die Folge: Oft hat der Kunde erst nach 10 Jahren oder später in seiner Versicherung einen Kontostand erreicht, der der Summe seiner eigenen Einzahlungen entspricht. Nach 5 Jahren beträgt sein Kontostand bei der Versicherung gar oft gerade einmal der Hälfte seiner eigenen Beiträge. Von 2,75 % Garantieverzinsung also keine Spur. Stattdessen 50 % Verlustgarantie in den ersten Jahren !

Aber auch hier gilt: Das Geld ist ja nicht weg, es hat jetzt nur ein anderer. Und das ist in diesem Fall der Versicherungsvertreter, der für jeden Vertragsabschluss fürstlich entlohnt wird. So beträgt die Abschlussprovision, die der Vertreter sofort nach Vertragsabschluss einstreicht, nicht selten 4,5 % der Beitragssumme. Bei einem durchschnittlichen Vertrag mit 25 Jahren Laufzeit und 100 Euro mtl. Beitragszahlung macht das stolze 1.350 Euro Provision (Beitragssumme = 100 Euro mal 12 Monate mal 25 Jahre; davon 4,5 %). Und das für einen Vertrag, der wie oben errechnet trotz jahrelanger Laufzeit gerade einmal eine Rendite von 2-3 % in Aussicht stellt - kaum mehr also als die Inflationsrate und damit zur Altersvorsorge vollkommen ungeeignet.

Fazit:
Falls Sie also in diesen Tagen auch ein Versicherungs-Angebot nach dem anderen im Briefkasten haben, machen Sie es wie ich: Werfen Sie es einfach in den Müll! Schließlich bringt es gar nichts, sich schnell noch die Steuerfreiheit für eine Lebensversicherung zu sichern, die ohnehin keinen nennenswerten Ertrag erwirtschaftet, der später zu versteuern wäre. Sollten Sie den Sirenenklängen der Versicherer bereits verfallen sein und haben in den vergangenen Wochen schon eine Lebensversicherung abgeschlossen, treten Sie am besten von diesem Vertrag zurück.

Nähere Informationen zum Sinn und Unsinn einer Lebensversicherung sowie zum Rücktrittsrecht finden Sie beim "Bund der Versicherten e.V."

BdV-Pressemeldung: "Warnung vor Torschlusspanik"


Mit besten Grüßen


Ihr


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