Der Hätte-Mann 29.12.2005
Kennen Sie eigentlich den bekanntesten Mann an der Börse? Nein, nicht Markus Koch. Auch nicht André Kostolany. Der bekannteste Mann an der Börse ist der Hätte-Mann. In fast jedem Börsengespräch begegnet man ihm derzeit: "Hätte man in diesem Jahr auf den DAX gesetzt, dann hätte man 25% Gewinn gemacht." "Hätte man auf Rohstoffe gesetzt, hätte man sogar 50% verdient." "Und hätte man gar auf ägyptische Aktien oder die Börse in Dubai gesetzt, dann hätte man sich in 2005 über einen Gewinn von 150% freuen können."
Das Dumme daran: Leider haben die meisten nicht das getan, was sie tun hätten müssen, um sich tatsächlich über solche Gewinne freuen zu können. Zwar haben gerade deutsche Anleger vorwiegend deutsche Aktien im Depot. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass sie sich tatsächlich über die 25% Kursgewinn im DAX freuen können. Die mit Abstand weitverbreitetste Aktie unter deutschen Aktionären ist nämlich nach wie vor die T-Aktie. Und die hat ihren Anlegern in diesem Jahr statt eines Gewinns wieder einmal einen Verlust beschert: -16%.
Ähnlich beim Thema Rohstoffe: Zwar sind im laufenden Jahr immer mehr Anleger auf den fahrenden Rohstoffzug aufgesprungen. Deshalb sitzen aber lange noch nicht alle auf 50% Gewinn. Schließlich sind viele Rohstoffe gerade in den letzten drei Monaten bereits ordentlich unter die Räder gekommen. Allein Öl ist von seinen Höchstkursen um 20% gefallen. Wer also erst seit kurzem in Rohstoffen investiert ist, dem nutzen die "hätte-man"-Gewinne nichts. De facto sitzt er auf Verlusten.
Und was ägyptische Aktien betrifft: Gut, hinterher ist man immer schlauer. Aber wer hat schon zu Beginn des Jahres 2005 geahnt, dass die Börse Kairo in diesem Jahr durch die Decke gehen würde ? Abgesehen davon: Kennen Sie in Ihrem Bekanntenkreis jemanden, der ägyptische Aktien besitzt ?
Sie sehen: Am Ende des Jahres zählt an der Börse nicht, was man hätte verdienen können, sondern was man tatsächlich verdient hat. Und da können wir uns in diesem Jahr über reale 16% Gewinn freuen. Um auch hier nochmal den Hätte-Mann zu bemühen: Hätte man sein Geld in 2005 anstatt in Qualitätsaktien wie viele Deutsche auf dem Tagesgeldkonto geparkt, dann hätte man gerade mal 2,25% vor Steuern verdient. Hätte man sein Geld in die Anlegerlieblinge der Jahre 2003 bis 2005, Renten- und Immobilienfonds, investiert, hätte man es gerade mal auf 1-7% gebracht. Und hätte man in der Hoffnung auf den großen Gewinn sein Geld vor fünf Jahren am Neuen Markt investiert, dann hätte man heute immer noch 90 % Verlust zu beklagen.
In diesem Sinne: Lassen Sie sich vom Hätte-Mann nicht die Laune verderben. Freuen Sie sich lieber mit mir über unser gutes Jahresergebnis im IAC und drücken wir uns die Daumen, dass 2006 mindestens genauso erfolgreich wird !
