Itzehoer Aktien Club

Itzehoer Aktien Club

Lahme Kröte Günther Schild 28.08.2009

Erinnern Sie sich noch an Günther Schild ? Die neunmalkluge Schildkröte aus der Werbekampagne der Finanzagentur des Bundes ? 

Allabendlich wandte sich das Reptil im Herbst letzten Jahres zur besten TV-Sendezeit an deutsche Anleger mit dem Slogan: "Ich komme immer an meine Kröten. Darum bin ich auch ganz entspannt". Das zog im Herbst 2008. Schließlich waren da manche Anleger im Orkan der Krise gar nicht entspannt. Viele folgten daher der Empfehlung des Reptils und trugen ihr sauer Erspartes lieber zu Vater Staat. Zwischen Produkteinführung im Juli und dem Jahresende 2008 sammelte der Bund mit der von Günther Schild beworbenen Tagesanleihe 3,4 Mrd. Euro ein - Geld, das Vater Staat mitten in der Finanzkrise aufgrund explodierender Staatsschulden gut gebrauchen konnte. Im gleichen Zeitraum zogen die Anleger Milliarden aus Aktien- und Investmentfonds ab.

Inzwischen sind die Anleger wieder etwas entspannter. Und auch um Günther Schild ist es ruhig geworden. Das mag daran liegen, dass aus der neunmalklugen Schildkröte mittlerweile eine ziemlich lahme Kröte geworden ist. Tatsächlich treten Anleger mit der von Günther Schild beworbenen Tagesanleihe des Bundes nämlich seit Anfang diesen Jahres praktisch auf der Stelle. Magere 0,19 % wirft das Bundeswertpapier noch ab - pro Jahr und vor Inflation und Abgeltungssteuer versteht sich. Genau genommen hat Günther Schild also mittlerweile sogar den Rückwärtsgang eingelegt. Und mit ihm das Geld, das Anleger in die Tagesanleihe des Bundes investiert haben.

Zwar sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, dass man von einer Schildkröte keine großen Sprünge erwarten kann. Trotzdem werden sich viele Anleger ärgern. So wirft eine 10.000 Euro-Anlage bei Günther Schild derzeit gerade mal 9,50 Euro Zinsen im Halbjahr ab. Diejenigen, die sich Ende letzten Jahres nicht von der Schildkröte ins Boxhorn jagen lassen haben und weiter in ihren Investmentfonds investiert geblieben sind, liegen hingegen im laufenden Jahr bereits mit über 1.000 Euro im Plus. In unserem Dachfonds Top-Investors Global, wo das Geld nicht etwa von einer Schildkröte sondern von zehn der besten Vermögensverwalter der Welt gemanagt wird, summiert sich der Gewinn im laufenden Jahr gar schon auf über 2.000 Euro bzw. 20 %. Kein Wunder also, dass Sparer inzwischen wieder vermehrt auf Investmentfonds setzen und parallel dazu 400 Mio. Euro abgezogen haben aus dem Panzer der schlauen Schildkröte.

Die Tiere werden übrigens immerhin bis zu 100 Jahre alt. Bei 0,19 % Zinsen pro Jahr nutzt aber auch das Erreichen solch biblischen Alters wenig. Denn um sein Kapital bei diesem Zinssatz zu verdoppeln - langfristig kein unbescheidener Sparwunsch - braucht es mal eben dreieinhalb Schildkrötenleben: 365 Jahre. Aktien hingegen brauchten für die Verdoppelung nach einer Rezession seit dem zweiten Weltkrieg im Durchschnitt nicht einmal fünf Jahre.


Mit besten Grüßen


Ihr


Bewerten Sie den Artikel:

 
0
 
0

Newsletter-Banner