Itzehoer Aktien Club

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Grüße vom Fondskongress 28.01.2011

Alle Jahre wieder, zu Beginn des Jahres, findet in Mannheim das größte Branchentreffen der deutschen Fondsindustrie statt, der Fondskongress. Hier trifft sich alles, was Rang und Namen hat: Fondsgesellschaften, Anbieter geschlossener Fonds, Versicherungen, Banken und Vertriebsunternehmen. Unter den Rednern auf den insgesamt über 215 Fachvorträgen fanden sich neben Branchengrößen wie Dr. Jens Erhardt oder Cindy Sweeting, Fondsmanagerin des Templeton Growth Fund, auch Größen aus der Politik wie Finanzminister a.D. Peer Steinbrück und Walter Riester, Vater und Namensgeber der Riester-Rente.

Auf einem solchen Kongress erhält man eine solche Menge an hochqualitativen Informationen
über die Börse und den globalen Kapitalmarkt, dass man am Ende sicher prognostizieren kann, welche Märkte steigen und welche fallen. So mag es jedenfalls der außenstehende Privatanleger vermuten, der seine Informationen regelmäßig nur aus zweiter Hand wie Börsenzeitschriften und Internet erhält.

Doch weit gefehlt. Denn tatsächlich kochen auch die Profis nur mit Wasser. Aus meinen regelmäßigen Besuchen des Fondskongresses und ähnlicher Branchentreffen kann ich Ihnen
vielmehr folgendes berichten: Egal wie populär die Redner auf solchen Fachkongressen sind, letztendlich wiederholen sie in ihren Vorträgen zum Kapitalmarkt doch immer nur, was sich ohnehin schon am Markt rumgesprochen hat und was mittlerweile jeder börseninteressierte Taxifahrer einem erzählen kann. Neunzig Prozent aller Vorträge drehen sich demzufolge um das, was am Markt gerade in Mode ist. Jahr für Jahr wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben.

Tatsächlich eignen sich die Prognosen und Anlagetipps der Experten denn auch in etwa genausogut zum Geld verdienen, wie die Börsentipps eines Taxifahrers: In den meisten Fällen überhaupt nicht. Anstatt die Zukunft richtig vorherzusagen, beschränken sich nämlich Amateuranleger ebenso wie Fondsprofis meist darauf, die Anlagen, die sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt haben, als derzeit besonders interessant und aussichtsreich zu präsentieren.

So standen im Jahr 2000 Fonds- und Börsenmessen beispielsweise ganz im Zeichen des Neuen Marktes und des Technologie-Booms. Nachdem dann die Technologieblase geplatzt war und die Anleger am Neuen Markt Verluste von über 90 % hinnehmen mussten, präsentierten die gleichen Fondsgesellschaften, die noch 3 Jahre zuvor ihre Technologiefonds als das Non-Plus-Ultra offeriert hatten, sich als sogenannte "Absolute-Return"-Spezialisten. Anlagestrategien, mit denen sich zwar nur eine geringe Rendite erwirtschaften lässt, aber die wenigstens sicher sind. Und genau das wollten die Anleger, nachdem sie zuvor mit (Technologie-)Aktien horrende Verluste gemacht hatten. Dumm nur, dass diese Strategien sich wenige Jahre später allesamt als Rohrkrepierer herausgestellt hatten, die nicht nur eine magere Rendite abwarfen, sondern entgegen ihres eigentlichen Versprechens am Ende doch Verluste erzielten. Aber die Fondsgesellschaften hatten 2006 bereits ein neues Thema für sich entdeckt: Plötzlich präsentierte jede einen neuen Rohstofffonds. Rohstoffe verzeichneten allerdings nach dem vorangegangenen Hype in 2007 und 2008 Verluste von bis zu 70 %.

Tatsächlich eignen sich die Modethemen auf Branchentreffen wie dem Fondskongress also schon fast zielsicher als Kontraindikator, ganz nach dem Motto: Wenn Du Dein Geld erhalten willst, investiere in alles, nur bloß nicht in die Anlageklasse, die Fondsanbieter ebenso wie Anleger, kurz "der Markt", gerade als neue Sau durchs Dorf treibt.

Bleibt die Frage: Welches war das unbestrittene Modethema auf dem Fondskongress in diesem Jahr ? Die Antwort lautet: Die Emerging-Markets. Fast jede Fondsgesellschaft, die
etwas auf sich hielt, hatte ihren Emerging-Markets-Fondsmanager einfliegen lassen, um diesen in einem Vortrag die Vorteile der Schwellenländer und die ausgewiesene Expertise seiner Fondsgesellschaft in diesem Bereich klarstellen zu lassen. Fondsgesellschaften, wie gesagt, die sich noch vor wenigen Jahren als Experten im Technologiebereich bzw. im Absolute-Return-Bereich sahen.

Unter gut zwei Dutzend Fachvorträgen, die mein Kollege und Fondsmanager in unserem Hause Martin Paulsen und ich besucht haben, war nur ein einziger, der die Emerging Markets nicht als das chancenreichste Anlagethema der Zukunft darstellte: der Vortrag von Cindy Sweeting, der Fondsmanagerin des Templeton Growth Fund. Als einzige Gesellschaft vertritt Templeton vielmehr die Auffassung, dass die Emerging Markets und allen voran das Thema China nach der Kursvervierfachung der letzten 10 Jahre überhitzt sind und das Platzen einer Blase droht.

Vor zehn Jahren sah das Bild übrigens so aus: Alle Fondsgesellschaften bejubelten den Neuen Markt und ihre Technologiefonds. Nur Templeton spielte bei dieser Party nicht mit und warnte als einzige Fondsgesellschaft vor dem Platzen der Technologie-Blase. Wir sind gespannt, ob sich die Geschichte wiederholt...


Mit besten Grüßen


Ihr


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