Blick nach vorn 30.06.2011
Die Schar der Aktionäre teilt sich heute in zwei Gruppen: Die einen sind bereits seit vielen Jahren an der Börse investiert und schauen auf ein Jahrzehnt zurück, bei dem unter dem Strich Verluste angefallen sind. Für diese Anleger heißt es zu gut deutsch: Zehn Jahre Aktien und noch nicht einmal das eingesetzte Kapital erhalten. Von Gewinnen ganz zu schweigen. Diese Anleger sind verständlicherweise frustriert und auf Aktien gar nicht gut zu sprechen.
Die andere Anleger-Gruppe hatte da ein deutlich glücklicheres Händchen: Sie hat ihre Börsen-Investitionen erst im Jahr 2008 angesichts der Einführung der Abgeltungssteuer getätigt und dabei glücklicherweise mitten in der Finanzkrise teils sogar zu Börsen-Tiefstkursen investiert. Die Bilanz dieser Gruppe: Nach gerade mal drei Jahren trotz verheerender Finanzkrise eine klar zweistellige Rendite. Und das auch noch steuerfrei. Was will man mehr ?
Nicht nur an der Börse, auch bei uns im IAC splitten sich die Anleger grob in diese zwei Gruppen.
Das Problem daran: Zu welcher der beiden Gruppen ein Anleger gehört, hat nicht nur Einfluss auf seine bisher erzielte Rendite, sondern durchaus auch darauf, welche Rendite er in der Zukunft erzielen wird. Während nämlich diejenigen, die bereits seit rund zehn Jahren an der Börse investiert sind, nach ihrer bisherigen Negativbilanz mit Aktien mittlerweile nicht mehr sonderlich stressfähig sind und es nur kleiner Kurseinbrüche bedarf, dass diese Anleger endgültig das Handtuch werfen und sich von ihren Aktien trennen, sehen diejenigen mit den bisher guten Erfahrungen der letzten zwei bis drei Jahre ihre Aktienanlage deutlich entspannter und nutzen zwischenzeitliche Kursrückgänge verständlicherweise gern dazu, ihre Aktienpositionen noch weiter günstig aufzustocken.
So sehr man sich vor dem Hintergrund der jeweils gemachten Erfahrungen auch in die Lage dieser beiden Investorengruppen hineinversetzen und deren aktuelles Verhalten nachvollziehen kann, mit Blick nach vorne gilt: Es kann nur eine Gruppe richtig liegen.
Werden es die sein, die aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen beim nächsten Kursrückgang frustriert ihre Aktien verkaufen und sich damit nach dem schlechtesten Börsenjahrzehnt der Geschichte mit Verlusten aus dem Aktienmarkt verabschieden ? Oder ist nicht die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass diejenigen mit den guten Erfahrungen und dem Mut zum Nachkaufen in den kommenden Jahren auch noch vom aufgestauten Kurspotenzial der Börse profitieren werden und nebenbei noch rekordverdächtige Dividendenrenditen einstreichen ?
Für die Vergangenheit können Sie nicht ändern, zu welcher der beiden Gruppen Sie selbst gehören. Mit Blick nach vorne sehr wohl. Machen Sie sich das bewusst und entscheiden Sie weise, zu welcher Anlegergruppe Sie in der Zukunft gehören wollen.
