Novartis hat vorgestern die Übernahme von Avidity Biosciences, einem Pionier im Bereich RNA-basierter Therapeutika für neuromuskuläre Erkrankungen, für rund 12 Milliarden US-Dollar bekannt gegeben. Die Transaktion wird – vorbehaltlich der üblichen behördlichen Genehmigungen – voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2026 abgeschlossen sein. Die Antibody Oligonucleotide Conjugate (AOC)-Plattform von Avidity ermöglicht die gezielte Abgabe von RNA-Therapeutika an Muskelgewebe. Dadurch können Krankheiten behandelt werden, die bisher mit genetischen Medikamenten nur schwer zugänglich waren. Diese Technologie stärkt zudem die Pipeline von Novartis im Bereich Neurowissenschaften und neuromuskuläre Erkrankungen in der späten Entwicklungsphase. Beide Unternehmen haben eine Vereinbarung getroffen, im Rahmen derer die Avidity-Aktionäre 72 Dollar pro Aktie erhalten sollen, eine Prämie von 46 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag.
Fazit: Der Aufschlag, den die Schweizer für den Deal zahlen, ist schon üppig und birgt am Ende durchaus auch das Risiko, zu viel für die Übernahme gezahlt zu haben. Andererseits ist die Transaktion ein strategischer Schritt, um der Welle von Patentabläufen im Zeitraum 2029 bis 2031 zu begegnen. Damit steht Novartis nicht alleine da. Die globale Biopharmaindustrie steht in den kommenden zehn Jahren vor einem historischen Patentverlust von rund 400 Milliarden US-Dollar, was etwa einem Drittel des aktuellen Marktumsatzes entspricht. Diese strukturelle Herausforderung zwingt große Pharmaunternehmen, ihre Pipelines durch externe Innovationen zu stärken – wodurch Fusionen und Übernahmen zu wichtigen Treibern für Wachstum und Wertschöpfung in der gesamten Branche werden.