Dummes deutsches Geld 26.06.2024
International gelten wir Deutschen nicht gerade als die cleversten Geldanleger. Und das ist noch höflich ausgedrückt. Egal ob beim Versenken von Ersparnissen in steuersparenden Medienfonds, in geschlossenen Schiffsfonds, in spekulativen Optionsscheinen oder in von Banken und Sparkassen als sicher gepriesenen Zertifikaten: Immer waren deutsche Anleger in den letzten Jahrzehnten ganz vorne dabei, wenn es ums Geldverlieren ging. Von den üppigen Erträgen, die deutsche Sparer in den letzten Jahrzehnten verpasst haben, weil sie ihr Erspartes lieber auf mickrig verzinsten Bankkonten, Sparbüchern und in Lebensversicherungen an die Inflation verlieren, anstatt es etwas stärker in Qualitätsaktien anzulegen, ganz zu schweigen.
Doch nicht nur heimische Kleinanleger gelten international als finanzielle Analphabeten. Spätestens seitdem deutsche Groß- und Landesbanken in der Finanzkrise 2009 in großem Stil Milliarden mit US-Hypothekenpapieren versenkten und am Ende vom deutschen Steuerzahler gerettet werden mussten, gelten auch sie als nicht besonders clever. Weltweit geht daher der Begriff des „dummen deutschen Geldes“ um. Der hat es in seiner englischen Originalform „stupid german money“ gar zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag gebracht. Dass es sich dabei leider nicht nur um eine substanzlose Herabwürdigung handelt, belegte demnach bereits 2019 eine Studie der Uni Bonn. Laut dieser waren deutsche Anleger mit einer Rendite von im Schnitt 4,9% p.a. auf ihre Auslandsinvestitionen seit 1975 tatsächlich deutlich weniger erfolgreich als bspw. Amerikaner (10,6%), Engländer (10,2%) Kanadier (9,2%) oder selbst als Italiener (7,9%) und Franzosen (7,3%).
Hat die globale Finanzindustrie hoch riskanten aber wenig Ertrag versprechenden finanziellen Schrott wie die erwähnten geschlossenen Medienfonds oder US-Ramsch-Hypotheken abzuladen, orientiert sie sich folglich seit je her gern Richtung Deutschland. Das tut nun auch die Investmentgesellschaft ARK Invest von Cathie Wood. Die US-Fondsmanagerin war während der Corona-Pandemie mit ihrem Tech-Fonds ARK Innovation ETF in den USA zur absoluten Star-Managerin aufgestiegen. Die hohe Risikobereitschaft der seinerzeit zahlreichen jungen Börsenneulinge verbunden mit dem ETF-Trend und dem Hype um Tech-Aktien sowie eine Wertentwicklung von über 150% im Jahr 2020 spülten Cathie Wood viele Milliarden in ihre Fonds. Zeitweise machte das ihren Flaggschiff-Fonds, den ARK Innovation ETF, zum größten aktiv gemanagten ETF der Welt.
Mit dem Tech-Crash 2022 pulverisierte sich allerdings der Erfolg. Der hochriskante ARK Innovation ETF verzeichnete einen Kursverlust von in der Spitze über 80%. Trotz zuletzt 18-monatiger Börsen-Rally der Tech-Aktien samt neuen Rekordhochs der US-Tech-Börse Nasdaq liegt der ETF noch immer rund 70% unter einstigen Höchstkursen. Laut Morningstar verloren Anleger mit den ARK-Fonds über 14 Milliarden US-Dollar. Die weltweit führende Fondsrating-Agentur verlieh der Fondsgesellschaft daraufhin den Titel als „größter Vermögensvernichter unter allen ETF-Anbietern“.
So weit, so gut. Doch nun raten Sie mal, wo Cathie Wood nach ihrer für ihre Anleger extrem verlustreichen Vergangenheit in den USA samt Rückgang der Kundengelder in ihren Fonds um fast 90% derzeit den Markteinstieg plant bzw. bereits vollzieht? Richtig: In Deutschland. Nur weil man gemessen an Fondsperformance und Image am US-Markt grandios abgestürzt ist, heißt es ja nicht, dass man es im Land des "stupid german money" nicht noch einmal versuchen könnte.