Sozialabgaben auf Kapitalerträge ? 28.01.2025
Als hätte er mit seinem Heizungsgesetz nicht schon genug Chaos angerichtet, kommt Grünen-Politiker Robert Habeck jetzt mit einer weiteren Schnapsidee um die Ecke: Die Belastung von Kapitalerträgen mit Sozialabgaben. Schließlich sei es ungerecht, dass wer hart für sein Geld arbeitet mit Sozialabgaben belastet wird, während wer sein Geld für sich arbeiten lässt, keinen Beitrag zur Finanzierung unserer Sozialsysteme leistet, so Habeck sinngemäß. Und das, wo Kapitalerträge ohnehin schon nur mit dem niedrigen Abgeltungssteuersatz von 25% belastet werden, während Arbeit mit in der Spitze 45% besteuert wird.
Klingt erstmal richtig, ist aber falsch. Fakt ist: Ein Durchschnittsverdiener in Deutschland zahlt auf sein Durchschnittseinkommen in Höhe von rund 50 TEUR pro Jahr laut offiziellem Einkommenssteuerrechner des Bundesfinanzministeriums rund 11 TEUR Einkommensteuer. Das entspricht einer Steuerquote von 22%. Kapitalanleger hingegen werden bereits ab rund 20 TEUR zu versteuerndem Einkommen mit pauschal 25% Abgeltungssteuersatz belastet. Für Aktionäre handelt es sich dabei jedoch nur um den kleineren Teil ihrer Gesamtsteuerbelastung. Schließlich wird ihr Anteil am Unternehmensgewinn bereits auf Unternehmensebene mit hierzulande rund 30% Körperschafts- und Gewerbesteuer belastet.
Von 50 TEUR anteiligem Unternehmensgewinn des Aktionärs verbleiben folglich nach Steuern nur rund 35 TEUR Netto-Gewinn im Unternehmen. Bei dessen Ausschüttung werden dann nochmals 25% Abgeltungssteuer beim Anleger fällig. Von 50 TEUR anteiligem Unternehmensgewinn kommen beim Aktionär folglich nach Steuern lediglich rund 26 TEUR an - im Gegensatz zu 39 TEUR netto bei gleichem zu versteuerndem Arbeitseinkommen. Die Gesamtsteuerbelastung von Aktionären liegt in Deutschland somit bei fast 50%, und damit mehr als doppelt so hoch wie die rund 22% Steuerquote beim Durchschnittsverdiener aus Arbeitseinkommen.
Würden Kapitaleinkünfte zukünftig, wie von Habeck gefordert, zusätzlich mit Sozialabgaben belastet, müsste sich jeder Sparer fragen, warum er sein Geld nicht einfach verprassen sollte, anstatt es sich für die eigene Altersvorsorge vom Munde abzusparen. Doch ist es nicht genau diese private Vorsorge, die Politiker angesichts maroder Sozialkassen dem Bürger seit Jahrzehnten dringend empfehlen? Da fast jeder vierte Steuer-Euro hierzulande in die Subventionierung der Sozialkassen fließt, leisten Kapitalanleger zudem bereits heute einen wesentlichen Beitrag zu deren Finanzierung. Anders als Arbeitnehmer erhalten Anleger dafür allerdings keinerlei Leistungsanspruch.
Hinzu kommt: Nicht nur in seiner Analyse der Ist-Situation liegt Habeck falsch, auch bei der Stoßrichtung, insbesondere Millionäre zur Finanzierung der Sozialsysteme heranziehen zu wollen, geht sein Versuch nach hinten los. Schließlich sind die meisten Millionäre als Selbstständige und Unternehmer in der Regel gar nicht Mitglied in der Sozialversicherung. Treffen würde Habecks Vorschlag darum einmal mehr die ohnehin schon übermäßig geschröpfte Mittelschicht.
Fazit: Während Trump Steuersenkungen und die strikte Rückkehr zum Leistungsprinzip ankündigt, will Habeck (Spar-)Leistung und Eigenvorsorge im Namen vermeintlicher Gerechtigkeit noch höher besteuern. Mit bereits heute der weltweit zweithöchsten Steuer- und Abgabenlast hat Deutschland aber kein Gerechtigkeits- oder Umverteilungsdefizit, sondern ein Defizit in Sachen Leistungsprinzip und Eigenverantwortung. In der neuen Welt knallharter ökonomischer Realitäten muss man sich darum fragen: Wie lange können wir uns noch politisches Personal leisten, das bestenfalls mit Sympathie punktet, dem es aber an dringend notwendiger Sachkompetenz fehlt?