Itzehoer Aktien Club

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Börsenpanik 27.01.2008

„Menschen denken in Herden. Sie werden in Herden verrückt, während sie ihre Sinne nur langsam wieder zurückerlangen – einer nach dem anderen“. Was Charles MacKay bereits im Jahre 1852 beobachtete, ließ sich letzte Woche an der Börse live erleben: Am Montag, den 21.01., gerieten die Anleger ohne äußere Gründe in Panik und schickten die Aktienkurse auf Talfahrt. Weltweit verzeichneten die Börsen in zwei Tagen bis zu
18 % Verlust (Grafik unten). Wieder einmal als zuverlässiger Kontra-Indikator erwies sich dabei die BILD-Zeitung, die am Dienstag titelte: „Börsen-Crash“. Anleger, die in Panik gerieten und verkauften, dürften sich zwei Tage später schwarz geärgert haben. Mit einer außergewöhnlich deutlichen Zinssenkung um 0,75 % griff die US-Notenbank der Börse zur Wochenmitte unter die Arme. In der zweiten Wochenhälfte erholten sich die Börsen daraufhin und machten einen Großteil der vorangegangenen Verluste wett. Die US-Börse beendete die „Crash“-Woche sogar im Plus !


weltweite verluste



Subprime-Krise und Rezession

Als Begründung für die Verluste wurden sowohl die anhaltenden Unsicherheiten um die US-Hypothekenkrise angeführt als auch die Angst vor einer drohenden Rezession in den USA. Da beide Argumente jedoch bereits seit Wochen bzw. Monaten bekannt sind, machten wie so oft an der Börse hier wohl nicht die Nachrichten die Kurse, sondern vielmehr die Kurse die Nachrichten. Zu deutsch: Investoren, die wegen fallender Kurse in Panik gerieten, rechtfertigten ihre Reaktion mit den bekannten Risiken. Tatsächlich aber sind genau diese Risiken durch die Zinssenkung der US-Notenbank, die darüber hinaus weitere Zinssenkungen in Aussicht stellt, deutlich gesunken. Denn einerseits dürfte die US-Wirtschaft von der Zinssenkung beflügelt werden, so dass eine Rezession keinesfalls abgemachte Sache ist. Und andererseits verschafft die Zinssenkung auch vielen US-Häuslebauern wieder Luft, so dass möglicherweise deutlich weniger US-Hypotheken notleidend werden als derzeit erwartet. Ohnehin scheint die Panik um die Subprime-Krise mittlerweile maßlos übertrieben. Allein der Kursverlust an den Weltbörsen in den vergangenen zwei Monaten hat rund 2.000 Mrd. USD an Börsenwert vernichtet – das zwanzigfache dessen, was an Subprime-Krediten im Argen liegt. Ein klassischer Fall von panischer Überreaktion.


Bewertungen auf Rekordtief

Das aktuelle Ausmaß der Übertreibung nach unten verdeutlicht ein Blick auf die Bewertungen an der Börse: Insbesondere Bank- und Finanzaktien haben ein Bewertungsniveau erreicht, das historisch einmalig ist. Mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen zwischen 5 und 8 bei gleichzeitigen Dividendenrenditen von 5 bis 7 % pro Jahr sind Bankaktien aktuell rund halb so teuer, wie der DAX zum Tiefpunkt des letzten Crashs im Jahr 2003 ! Allein die Dividendenrendite der Citigroup beträgt nach bereits vorgenommener Dividendenkürzung um 40 % noch immer 5,2 % und ist damit 1,5-mal so hoch wie der aktuelle Tagesgeldzins - und zudem zur Hälfte steuerfrei. Von möglichen Kurssteigerungen in den kommenden Monaten, wenn die Anleger Stück für Stück wieder zu Sinnen kommen, ganz zu schweigen. Dies sieht auch Super-Investor Warren Buffett so: Nachdem er bereits bei Ausbruch der Subprime-Krise im August letzten Jahres und dann noch einmal im Dezember mehrere Milliarden USD in Bankaktien investierte, griff er letzten Mittwoch nochmals mit einem Milliardenbetrag zu und erwischte diesmal den absoluten Tiefstkurs.

Doch sind nicht nur Bankaktien günstig: Da panische Anleger sich dadurch auszeichnen, nicht mehr rational zu handeln, haben sie auch andere erstklassige Aktien verkauft und so auf irrational günstige Bewertungen gedrückt. Beispiel Intel: Der US-Technologieriese hat in der vorangegangenen Woche ein Gewinnwachstum von 50 % (!) präsentiert. Trotzdem verlor die Aktie daraufhin 18 % im Kurs. Verkehrte Welt. Anders bei Nokia und Microsoft: Beide Aktien konnten zwar in der Crash-Woche sogar leicht zulegen. Die veröffentlichten Gewinnzuwächse von 67 % bei Nokia bzw. sogar 80 % bei Microsoft wurden vor dem Hintergrund der Börsenpanik damit jedoch keinesfalls ausreichend gewürdigt. Alle drei Aktien notieren mit einem KGV zwischen 11 und 13 und sind damit so günstig wie seit 15 Jahren nicht.

msci World Index


Was tun ?

Die aktuelle Börsenpanik bietet günstige Einstiegschancen, wie es sie an der Börse bisher nur selten gab. Wer jetzt nicht zugreift, sondern wartet, bis sich die Situation beruhigt hat und die Panik verflogen ist, lässt eine einmalige Einstiegschance an sich vorbei ziehen. Krisen sind an der Börse keine Seltenheit, sie kommen vielmehr regelmäßig vor. Allen gemein ist, dass sie rückblickend hervorragende Kaufgelegenheiten waren. Vielleicht wird die aktuelle Subprime-Krise in den kommenden Wochen noch für die ein oder andere Panik sorgen. Ebenso wie heute niemand mehr von der BSE-Krise, der Vogelgrippe oder den Terror-Anschlägen redet, wird jedoch auch in einigen Monaten das Thema Subprime-Krise an der Börse in Vergessenheit geraten sein.

Ein anderes Thema hingegen wird Anleger auch über die kommenden Jahrzehnte noch begleiten: Die ab 2009 geltende Abgeltungssteuer. Hier gilt zum Glück: Aktien und Fonds, die Sie sich noch dieses Jahr ins Depot legen, bleiben für Sie lebenslang steuerfrei ! Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Börsenpanik gleich ein doppelter Glücksfall. Nicht nur, dass man jetzt günstig einsteigen kann. Die heute erworbenen Aktien(-fonds) bleiben auch noch lebenslang steuerfrei. Kaufen, nicht Verkaufen lautet daher jetzt die Devise !


Mit besten Grüßen


Ihr


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