Itzehoer Aktien Club

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Zeit der Exekutionen 31.03.2008

"Das sind Exekutionen. Und Exekutionsware muss man kaufen", pflegte Börsenaltmeister Kostolany zu sagen. Was genau er damit meinte, verrät ein Blick auf die Börsenlage 2003 in Deutschland:

Gegen Ende der 90er Jahre ermöglichte es eine Gesetzesänderung den deutschen Versicherern, anstatt wie bis dahin max. 5 % bis zu 30 % ihrer Milliardenvermögen in Aktien zu investieren. Nachdem viele Versicherer sich daraufhin um die Jahrtausendwende zu Höchstkursen mit Aktien eingedeckt hatten, ging die Börse auf Talfahrt und bescherte den Versicherern gewaltige Bilanzverluste. Um eine Pleitewelle zu verhindern, führte daraufhin das Bundesaufsichtsamt sogenannte "Stress-Tests" durch und forderte diejenigen Versicherer auf, deren Bilanzen diesem Test nicht standhielten, ihre Aktienpositionen zu verkaufen - egal zu welchem Preis.

Aufgrund bilanzieller und gesetzlicher Vorschriften sahen sich also damals die größten Kapitalsammelstellen der Bundesrepublik gezwungen, ihre Aktien zu verkaufen. Vollkommen unabhängig davon, dass deutsche Aktien nach 70 % Kurseinbruch bereits irrational günstig bewertet waren. Ein klassischer Fall von Exekution.

Dass es sich damals gelohnt hätte, die Exekutionsware der Versicherer zu kaufen, ist bekannt. In den folgenden fünf Jahren haben sich deutsche Aktien vom Ausverkauf erholt und mehr als verdreifacht.

Gegen die Exekutionen, die wir aktuell an den Welt-Börsen erleben, waren die Exekutionen der deutschen Versicherer in 2003 hingegen harmlos. Der Exekutionsgrund diesmal: Im Zusammenhang mit der US-Hypothekenkrise mussten Banken weltweit in den vergangenen sechs Monaten über 300 Mrd. USD an faulen Krediten abschreiben. "Dies ist die größte Finanzkrise seit dem 2. Weltkrieg", so Ex-Fed-Chef Alan Greenspan.

Doch damit nicht genug: Die angeschlagenen Banken selbst sind nunmehr zur Verhinderung des eigenen Konkurses per Gesetz verpflichtet, ihre Kreditvergabe einzuschränken und ausstehende Kredite zurückzufordern. Dies trifft insbesondere Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften, die in den letzten Jahren mehr und mehr Kredit aufgenommen hatten, um damit Aktien zu erwerben.

Die Folge: Ähnlich wie 2003 bei deutschen Versicherern sehen sich nunmehr weltweit zahlreiche Banken, Hedgefonds und andere Großinvestoren gezwungen, Aktien zu verkaufen, um Kredite zurückzahlen zu können. Vollkommen unabhängig davon, dass Aktien weltweit derzeit so günstig sind, wie seit einem viertel Jahrhundert nicht mehr. Ein weiterer klassischer Fall von Exekution. Und Exekutionsware muss man kaufen...


Mit besten Grüßen


Ihr


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